Full text: Reden der verfassungstreuen Patrioten in den bayerischen Kammern über die Versailler Verträge.

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Wer hat den Nuten diejes fpeciell preußifchen Krieges 
von Anfang an bis jet? Wer hat den Nuten bavon ? 
Wir Haben niht3 davon, Preußen wird die eroberten 
Provinzen fih annektiren, Preußen wird nad diefem 
Vertrage, der uns vorliegt, uns mebiatifiren, wertigjtens 
zum VBafallenitaate machen, wenn wir ben Ausbrud 
„mebdtatifivren” nun einmal nicht gebrauchen wollen. 
Das, meine Herren, ift doch auch etwas Sonderbares, 
und unjer Volk, joweit ich e8 Fenne, fchlägt die Hände 
zujanımen und ruft aus: „Sa, was fol denn das Jein, 
eine Jolche Hilfe an Preußen geleiftet, jo viel Blut ver- 
goffen, jolhe Summen Geldes, fo viel Millionen ausge: 
geben und zum Schlufje dann mebiatilirt oder, wenn 
der Ausdruck nicht beliebt, zum VBafallenftaate gemacht 
werden?" Das fann unfer Bolf nicht verftehen. Meine 
Herren, der alte Weile fagt: „Nichts Neues unter der 
Sunne, alles jchon dagewefen.” Das aber, meine Herren, 
glaube ich, ift doch etwas Neues, das ift noch nicht vor- 
gekommen, daß ein Staat unter folchen VBerhältniffen, 
nach einem folchen jiegreichen TFeldzuge von dem Treunde, 
dem er jich Hingenpfert hat, fo um feine Selbjtändigfeit, 
um feine wichtigiten Nechte gebracht worden ift. Wenn 
ein Herr Redner gejagt hat, diefe Rechte, fie werben une 
ja nicht genommen, .e8 wird bios die Modalität der Aus- 
übung in etwas geändert, jo jehen Sie felber, it das 
nicht8 als eine Nedensart. Die Rechte, die Bayern hat, 
die Soupveränitätsrechte, die Volksrechte jollen eben in 
München, in Bayern ausgeübt werden, und e8 fol die 
Veränderung nicht jo weit getrieben werden, daß man 
fie dort in Berlin ausübt. Sch habe alfo Fein rechtes 
Bertrauen auf den Bundesgenofjen, und ich glaube, wie 
er jet, im lebten Dezennium feine vermeintlichen Rechte 
geltend gemacht hat, jo wird er fie auch wohl in Jukunft 
geltend machen. 
Aber der Vertrag jelber, meine Herren, was ilt er 
denn Anderes, als ein Xömwenvertrag? Es nimmt dei 
Eine, der große Theil, nur immer, ohne dem Andern 
Etwas zu geben, und wenn er fich manchmal den Schein 
gibt, er gebe da, er opfere dort ein Necht, fo ift auf der 
andern Stelle Schnell gejorgt, dag ja nichts gegen feinen 
Willen gejhehen kann, daß er zu jeder Zeit bieje feine
	        
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