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Uber das bayerifche Volt hat die Anficht, dap, wenn
sürten und Diplomaten ihrer verlegten Eitelkeit, ihrer
maßlojen Ruhmjucht, ihrer Ländergier und Eroberungs-
(uft Feine Schranken mehr anzulegen wiflen oder ihre
Stellung moralijh unhaltbar geworden, jie einen Krieg
veranlajjen, und die Völker, welche den Krieg nicht
gevollt Haben, ji dann gegenfeitig mafjakriren und
ruiniren müfjen, während bie verbrecherifchen Urheber
des Strieges auf rejervirten Höhen nach wie vor in dulci
jubilo leben und ihren Champagner dazu trinken. (Un-
geheurer Xürm linke.)
Wer muß aber dann wieder das Elend des Krieges
einigermaßen lindern? Das Volt und die aus dem
Bolfe hervorgegangenen Bereine, Anjtitutionen und Eor-
poratignen, bejonders auf religiöjen Gebiete, 5. B. die
barınherzigen Schweitern. Und da begegnen wir ber
eigenthümlichen Erjcheinung, daß, während Defterreich
und Preußen diefen barmberzigen Schweitern für ihre
aufopfernden Leiftungen im Krieg 1866 vollfte Anerkenn-
ung zu Theil werden ließen und volle Entjiehädigung für
ihre Unfoften gewährten — ja in DOelterreich find die
barınherzigen Schweitern mit hohen Orden becorirt wor:
den — die bayerijche Staatsregierung den Schmeitern
weder Staatliche Anerkennung zu Theil werden ließ, nod)
die Kojteu der Auslagen entihäbigte. Sch will nidt
davon veden, dag Jie bis jebt noch Feine Corporations:
rechte erlangen konnten, wie Diaconifjinen. So hat man
mir wenigjtens gejagt. (Unrube.)
II. Bräfident: Ich bitte die VBerlammlung um
Ruhe. 8 it von diefem Plate aus unmöglich, den
Herrn Nedner zu verjtehen.
Mahr: Das bayerische Volt hat nebitdem noch
die Anficht, dag, wenn „ürlten und Diplomaten nebit
dein Kanonenfrieg aud noch einen diplomatiichen Krieg
führen, auf dem Papier, und fih aud da überlijiten
wollen, dag ie dann Verträge abjchließen, „heilige Ber:
träge, „im Namen Gottes” und „auf. ewige Yeiten“, um
dieje Verträge, wenn es opportun erjicheint, in 24 Stunden
wieder zu brechen. Darum wendet fich das DBolf mit
Abichen von feldhen „ewigen“ Verträgen, von jolchen