Full text: Reden der verfassungstreuen Patrioten in den bayerischen Kammern über die Versailler Verträge.

191 
jo würden wir nit amı Ende ber Entwidlung ftehen, 
jondern mit der ganzen Welt Krieg anfangen müffen”. 
Darin hat Herr v. Schhlör jehr recht; das wäre dann 
eben der Gegenfab von jener internationalen Nechtsorb- 
nung unjeres Welttheils, wovon id) gefprochen habe. 
Aber dann, meine Herren, feßen Sie diefen Fall, jegen 
Sie den Fall, dak das furdtbare Wort in Erfüllung 
gehen würde, nit welchem ber König von Preußen den 
legten Neichstag eröffnet hat: in wenig Jahren würden 
wir wieder einen Krieg haben, den Nachefrieg mit Franl- 
veih, das dann midht mehr ohne Alliirte fein wird — 
jegen Sie den Fall, dann, meine Herren, find wir aud) 
licher bei der berechtigten Selbjtändigfeit Bayerns inter: 
halb der deutichen Nation. Preußen wird dann auf ung 
jehen müfjen, e8 wird uns jchonen müfjen, und e8 wird 
uns den Bollverein nicht nur nicht Tündigen, jondern 
jogar garantiren. 
Denn Sie wilfen ja — nicht nur Herr Dr, Franfen: 
burger hat e8 Ihnen vorgelefen, auch der Minijter v. 
Barnbühler hat feiner Zeit in der Stuttgarter Kammer 
eine Depejche des Strafen Bismard darüber vorgelegt — 
mit dem Hollvereinsvertrage hängt der Allianzvertrag jo 
untrennbar zujammen, daß der eine mit dem andern fällt. 
Sp, meine Herren, bin id der Meinung, die Stell: 
ung Bayerns wäre heute noch jo „unangreifbar” wie 
damals, als Se. Ercellenz der Herr Staatsininifter v. 
Bray diefen Nusdruc gebraucht hat. Se. Ercellenz Herr 
Graf v. Bray wird nicht daran gedacht haben, daß diele 
Unangreifbarkeit daher fomme, weil das damals nod) 
mächtige Krankreich feinen Schild über ums halte, und 
ich habe jeden YUugenbli meines Lebens einen Jolchen 
Gedanken perhorreszirt und perhorreszire ihn noch. Und 
dennoch füge ich: unfere Stellung ift unangreifbar, wenn 
wir uns unjerer Stellung nicht — jelbit begeben wollen. 
Meine Herren! ch Tomme jet auf einen andern 
Bunktt, Dean bat uns das Bolf gegenüber gehalten. 
Man bat gejagt: „Die bayeriichen Zuftände wirben un 
erträglich werden durd die Ablehnung der Verträge”. 
Man hat gefagt: „zum allerkleinften Theil” hätten bie 
Weigerer auf diejer Seite des Haufes das bayerifche 
Bolt Hinter fi. „Drei Viertel der Bevölkerung”, bat
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.