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jet an die Kaiferfrone Mmüpfen will, das will ich nicht
erwägen, darüber mache ich mir feine NReflerionen in
dem Augenblide. Aber, meine Herren, das frage ich,
und bdieje Frage ift nod) nicht gelöft. it der Name bes
Kaijers Fein bloßer Name, ift er fein Zitel, fo tft und
Iheint e8, er jet und werde ein Erbfaijer und bie
Trage muß gelöjt werden, fo gering Sie diefelbe vielleicht
betrachten, jie muß bervortreten, und bier it abermals
dem ganzen germanischen Elemente der Handjchuh ins
Sejicht geworfen. Nie haben die Deutichen jich einen
Erbfaifer gefallen Lafjen, jelbjt ihre Könige haben fie
gewählt.
Die äÄlteften Urkunden, *) die wir haben, Sprechen:
„Ber der Wahl des Königs zählt die
Herkunft, bei der Wahl des Teldherrn das Ver:
dient. Der König beißt feine unbejchränfte,
willfürlihe Gemalı“” Reges ex nobilitate
duces ex virtute sumunt. Nec regibus infinita
aut libera potestas. ”
Und nun erjt das Erbfaiferthum!
E8 it belannt, daß zu allen Zeiten, jo oft die
Idee eines foldyen auftrat, und jo lange die TFürften
wirklich das Ssntereffe Deutfchlands im Auge hatten, bie
edeljten Yamilien derfelben jedem felden Beginnen ent:
gegentraten. Das finden wir im unferer deutjchen
Hrimath zu den Zeiten der Raifer Konrad U., Heinrich VL,
Karl V. — und fonderbar gerade zur Zeit Kaifer
Heinrich8 VI. war fajt eine Lage wie die jeßige. Er
war e8, der 52 Fürften gewonnen hatte, durd) deren
Vermittlung er dem Volke unter der möglichjt günftigen
Schilderung das Erbfaiferthum geben wollte. md wer
war e8, der entgegentrat? E8 waren die Jächjiichen Fürjten,
bekanntlich die Vorfahren des jebigen Königshaufes,
befanntlih jtets in Treue unmwanbelbar, und
nie auf eigennübßige Weile für das eigene Haus- bedadıt ;
und e8 war ber Churfürft von Mainz, Conrad von
Wittelsbady — ein Ahne umnieres «königlichen Haufes!
Und die Gefchichte preift jie heute noch, preift diefe That
als rettende That des freien Deutfchlands.
*) Taciti Germania $. VI,