Die Kreuzfahrer in Portugal. 99
laufe des Feldzuges immer deutlicher heraus, daß er den Interessen einiger
der mächtigsten teilnehmenden Fürsten ganz und gar zuwiderlief. Außerdem
konnte unmöglich Einheit der Anordnung und Ausführung in einem Heere
herrschen, das unter der Leitung eines halben Dutzend ganz unabhängiger
und mehr als eines Dutzend nur halb abhängiger Fürsten stand").
Glücklicher war ein anderer Kreuzzug, der noch in diesem Jahre unter- 1147
nommen wurde, und an dem sich auch viele Untertanen des Herzogs Heinrich
beteiligten. Aus Westfalen"*) nämlich und den Rheimlanden sammelte sich in
Köln ein Heer von Kreuzfahrern, die den Weg nach Palästina zur See machen
wollten-!“#). Schon bald nach Ostern ging die Flotte von Köln aus unter Segel 27. April
und lief nach dreiwöchiger glücklicher Fahrt in den englischen Hafen Dart-
mouth einf). Hier fanden die Niederdeutschen bereits ein starkes Heer von 19. Mai
Flandrern, Bretonen und Engländern vor, das auf ihre Ankunft gewartet
hatteff). Nachdem sie sich einige Tage lang von den Anstrengungen der
Reise erholt, bestiegen sie mit ihren Bundesgenossen die bereitliegende Flotte,
die unter der Anführung des flandrischen Grafen Arnolf von Arschot, 200
Schiffe stark, in See stach##). Aber an den nördlichen Küsten Spaniens wurde 21.Mai
sie von einem starken Sturme überfallen, der sie gänzlich zerstreute. Nur 27.28.
50 Schiffe vereinigten sich in dem asturischen Hafen Gijons). Nach kurzer 29.
Rast brachen sie wieder auf und fuhren die Küste entlang bis zu dem Hafen
Tambre, von dem aus sie zu dem benachbarten berühmten Heiligtume San
Jago de Compostella pilgerten szsz). Hier feierten sie vergnügt das Pfingst= 5.9Juni
fest, kehrten nach Tambre zurück und segelten von dort in die Mündung des 7. Juni
Douro nach Oporto, der Hauptstadt des neuerrichteten Königreiches Portu-
gal. Dieses war von Alfons VI. von Kastilien-Leon seinem Schwiegersohne,
dem Grafen Heinrich von Hochburgund, als abhängige Grasschaft verliehen, seit
von dem Sohne des letzteren, Alfons I. dem Eroberer, aber zum selbst- 1%)
ständigen Reiche erhoben worden. Dessen Ausdehnung war freilich noch
klein, da es nur vom Minho bis zum Mondego ging; südlich von diesem
Flusse an herrschten die Mauren. Alfons I. hielt die Ankunft der Kreuz-
6) Am 4. November 1147 war Herzog Heinrich in Quedlinburg, schenkte dort dem
Kloster Lutter den Wald Wallesberg und die Villa Klettingen, östlich von der Harz-
burg, und bestätigte ihm den Besitz einer ihm von a beinrch dem Stolzen geschenkten
Mühle. Urkunden bei Prutz, Keinr. d. Löwe, S. 471.
½%) Westfalen gehörte damals be anntlich noch zum Herzogtum Sachsen.
%)) Helm. I, 61.
) Ann. Magdeb., p. 188: Eodem tempore in octav#e Paschae, duae fuit V. Mali,
movit se navalis exercitus de Colonia, qui XIV. Ka. Jun. venit in portum Angline,
qui Fremunde dicitur.
tl) Continnatio Praemonstratensis, p. 453. — Helm. l. C. — Ann. Magdeb. Lc.
— Bon hier an sind die Ann. Merchi. wörtlich dem Briefe eines Mitpilgernden,
UBrmulsta an den Bicchof Milo von Tours entlehnt. Dieser Brief findet sich Mart. *
Ampl. Coll. J, p. 800 ff. Nach ihm ist auch mit geringem Zusatze der Bericht
*E Grr. Regia Colon., P. 84 ff. gefertigt.
) Contin. Praemonstr. ĩ. o. — Epist. Arnulfi, p. 800.
54) Goszin (71 Ep. Arnulfi l. c.
5) Krit. Erört.