(1134)
102 Zweites Buch. II: Heinrich und König Konrad.
Erzbischof Adalbero von Bremen, dem Propste Hartwich*) — der, um den
Tod seines Bruders zu rächen, sich mit seinem früheren Feinde ausgesöhnt
hatte, — dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg, den Grafen Adolf von
Holstein, Heinrich von Ratzeburg, Christian von Oldenburg und vielen anderen
weltlichen und geistlichen Fürsten zog er gegen die ditmarscher Friesen. Die
bittersten Feinde unter den Fürsten und Großen Sachsens fanden sich zu-
sammen, um jene freiheitsliebenden Tyrannenmörder zu bestrafen. Der er-
drückenden Ubermacht konnten die tapferen Ditmarschen zuletzt nicht wider-
stehen, wenn auch ihre Besiegung durch sehr große Verluste erkauft wurde').
Herzog Heinrich vermochte es, eine starke Zwingfeste, die Stellerburg, in
ihrem Lande zu erbauen und einen eigenen, den ersten Grafen, Reinhold von
Artlenburg, — wahrscheinlich den späteren Gründer Rendsburgs — in dieser
Landschaft einzusetzen, der dann allmählich das mutige, aber kleine Volk freier
Bauern gänzlich zur Unterwerfung brachte. Es mußte sowohl dem Herzoge
wie dem Holsteiner Grafen einen Zins an Korn und Vieh entrichten. Dem
Propste Hartwich oder der bremischen Kirche wurde das Land nicht über-
geben, obwohl ersterer das beste Anrecht darauf hatte. Aber wie der Herzog
einst Stade sich zugeeignet hatte, wollte er auch das wichtige ditmarscher Ge-
biet nicht heimlichen Feinden, wie die Bremer Erzbischöfe und nicht minder
Hartwich waren, anvertrauen. Erselbst mußte in dieser Grenzmark unbedingt
gebieten; außerdem war es auch seinen herzoglichen Interessen sehr zuträg-
lich, daß der mächtige Graf Adolf im Westen ebenso einen Nebenbuhler er-
hielt, wie der Graf von Ratzeburg es schon im Osten war. Heinrich bezeichnete
die Ditmarschen freilich als „Feinde des Reichs'““), allein nicht dem Reiche,
sondern seiner eigenen Gewalt gedachte er sie zu unterwerfen. — Als einer
der entschlossensten Anführer der Dithmarschen hatte sich ein gewisser Etheler
gezeigt, ein unruhiger Mann von nie rastendem Ehrgeize, der nach der Herr-
schaft in Nordalbingien strebte. Der Herzog vertrieb ihn aus dem Landef).
Aber gerade dieser Flüchtling sollte durch seine Einmischung in die dänisch-
holsteimischen Verhältnisse dem Grafen Adolf die meisten Verlegenheiten ver-
ursachen.
Es ist schon oben erzählt wordensf), wie in Dänemark sich König Magnus
und sein Oheim Erik um das Reich stritten, und wie Graf Adolf II. den
letzteren mit eigener Gefahr unterstützt hatte. Aus dem belagerten Schleswig
war Erik nach Schonen geflohen, und als ihm Magnus dorthin folgte, wurde
dieser bei Fodvig unweit Lunden geschlagen und getötetfff). Hierauf bestieg
*.) Sächs. Weltchron., S. 217 und Anon. Saxo, p. 107 nennen ihn irrtümlicherweise
schon Bremensis episcopus.
*#% Krit. Erört. II q.
5*% )) Hamb. Urkdb. I, Nr. 188: Acta sunt haec ..accepta victoria de hostibus regni
Thiedmarskensibus (1148).
) Krit. Erört. ITr.
. S. 76.
tft) Gebhardi, Därische Geschichte, I. S. 475. — Dahlmann, Gesch. von
Dänemark I, S. 233—236.