Zerstörung Tortonas. 159
des Stillstandes die Belagerung nur um so nachdrücklicher wieder begann,
vermochten sich die Tortoner, die sich im traurigsten Zustande befanden, nicht
mehr zu halten. Freilich, so viele Tapfere sie auch verloren hatten, der Verlust
der Deutschen war nicht viel geringer"). Die Bürger übergaben die Stadt
ohne vorherigen Sturm; aber kaum konnten die vereinigten Bitten aller Für-
sten den strengen König bewegen?), jenen freien Abzug und so viel von
ihren Gütern zu gestatten, wie jeder zu tragen vermöchte. Zu allen Toren
zogen die Unglücklichen heraus. Durch die Entbehrungen, die Schrecknisse #pit-)
und den Jammer der langen Belagerung auf das äußerste erschöpft, sahen sie
Leichen ähnlicher als lebenden Menschen. An ihnen konnte man recht deutlich
erkenmen, wie es das schrecklichste aller Übel ist, eine langdauernde Belagerung
zu bestehen.
Nachdem die Einwohner Tortona verlassen, wurde diese Stadt erst der
Plünderung durch die Soldaten und dann der Vernichtung durch die Flam-
men preisgegebenf), ein schreckliches Strafgericht und warnendes Exempel
für künftigen Ungehorsam! Bis jetzt hatte Friedrich nur Triumphe erfochten.
Traute er sich auch an Mailand selbst noch nicht heran, so hatte er doch dessen
Fluren verwüstet, seine Festen gebrochen und seine Brücken abgeworfen.
Schon drei feindliche Städte hatten ihren Übermut und ihre Hartnäckigkeit
durch Vernichtung büßen müssen. Von allen Seiten kamen jetzt die Abgeord-
neten der erschreckten italienischen Kommunen herbei, dem Könige eifrig ihre
Treue und Dienstwilligkeit versichernd und mit reichen Geldgeschenken ver-
sehen; nur Genua verweigerte den Beitragss). Und wodurch hatte Friedrich
diese Vorteile erreicht? Zum größten Teile durch Hilfe derselben Welsen, die
einstmit seinem Oheime undseinem Vater imbittersten Streite gelegenhatten.
Aber nicht er allein stieg durch diese überraschende Allianz, auch den Welfen
war sie bisher äußerst nutzbringend gewesen. Sie hatten dadurch Bayern,
Tuszien und viele kleinere Besitzungen gewonnen. Und doch, obwohl diese
Verbindung beiden Teilen nur Vorteile zu gewähren schien, trug sie durch ihre
innere Unnatur den Keim der Auflösung in sich. Sowie einer der beiden
Teile des anderen entbehren zu können glaubte, mußte er sich von ihm los-
reißen und dann bald feindlich ihm gegenübertreten. Welches war in der Tat
" redrich T an Otto l. c.: post . miseram stragem üllorum lec. civium] et non
ioum damnum nostrorum arcem. Occupavimus.
*o Dies in eine selbständige Mitteilung des Gunth. Lig. (p. 39):
Id ducd vix procerum precibus multoque rogatu
Est concessa — etc. —
Vincent. Prag., p
*#½% Krit. Erhe v.
) Die dem Könige lehr feindliche Gesta Frid. in Lomb. erzählten, Friedrich habe erst
dem Abte von Pagnolo versprochen, die Stadt zu schonen, habe dann aber, von den
Pavesen bestochen, sein Versprechen gebrochen. Er deutet mit dieser mnwahren Er-
äishung, jedenfalls auf die vergebliche Bitte der Geistlichen. Siehe oben.
fari Ann. Januens.: Unde homines aliarum civitatum et locorum commoti
2 magno immensam pecuniam regi tribuerunt. Januenses vero oonsules.
tamen unius oboli valens nec dare nec promittere voluerunt.