Papst Hadrian IV. 161
vor allem von schnellem Entschlusse und unbeugsamer Festigkeit. Schon seine
Laufbahn war eine außergewöhnliche gewesen. Aus St. Albans in England
gebürtig, wurde er noch als Knabe von seinem Vater, Robert Breakspeare,
verlassen, da dieser in ein Kloster ging. Bettelnd gelangte der lleine Nikolaus
bis in die Provence, in das Kloster St. Ruf, wo er, erwachsen, Mönch, bald
auch Prior und Abt wurde. Aber durch seme rücksichtslose Strenge und seine
Eigenschaft als Fremder zog er sich den Haß seiner Mönche zu, die ihn bei
Eugen III. mehrmals verklagten. Um diesen Zwistigkeiten ein Ende zu
machen, gestattete Eugen den Mönchen zwar die Wahl eines neuen Abtes,
ernannte aber den energischen Nikolaus zum Kardinalbischof von Albano.
Dann sandte er ihn als Legaten nach Norwegen, wo er die Interessen des
Christentums kräftig förderte. Kaum zurückgekehrt, wurde der als „Apostel
des Nordens" Gefeierte zum Papste erhoben. Wie nötig aber seine Strenge
war, um die päpstliche Macht aufrecht zu erhalten, mußte er bald zeigen.
Die Unruhen, die seit zwölf Jahren in Rom stattgefunden hatten, waren
zum größten Teile von Arnold von Brescia ausgegangen, jenem unermüld-
lichen und beredten Feinde der weltlichen Gewalt der Geistlichkeit. Zwar tat
ihn nun Hadrian IV. in den Bann, aber das kümmerte den unerschrockenen
Mann nicht; er redete mit solchem Feuer gegen den Papst, daß einige seiner
fanatischen Anhänger einen Kardinal auf offener Straße niederwarfen und
töteten. Da der Papst hierauf Rom mit dem Interdikte belegte und selbst
während des Osterfestes die Kirchen geschlossen blieben, wurde das fromme 27. März
Volk so betrübt hierüber, daß es Arnold dem Papste auslieferte, um die Auf-
hebung des Interdiktes zu erkaufen. So ging dem Staufer ein wichtiger
Verbündeter in Rom verloren; hatte doch Arnold stets dem deutschen Könige
Anhänglichkeit gezeigt. Persönlich wurde indes Arnold noch einmal gerettet:
einige kampanische Grafen jagten ihn den päpstlichen Schergen ab und brach-
ten ihn auf eines ihrer festen Kastelle in Sicherheit.
Der neue König von Sizilien, Wilhelm I., hatte unterdessen versucht, mit
dem Papste ein freundschaftliches Einvernehmen herzustellen; doch dieser
hatte das Bündnis mit dem nahenden Friedrich vorgezogen und jenem sogar
den Königstitel versagt. Darauf war Wilhelm „der Böse“ sehr ergrimmt und
hatte die Belagerung der mitten in seinem Gebiete gelegenen pänpstlichen
Stadt Benevent begonnen, die sich aber tapfer gegen seine Angriffe hielt.
As nun König Friedrich so schnell gegen Rom herbeieilte, mehr einem
Feinde als einem Freunde gleich, wurde der Papst über dessen eigentlichen
Zweck unsicher"). Er sandte ihm deshalb mehrere Kardinäle entgegen““), die
besonders die Auslieferung des Ketzers Arnold verlangten. Der König be-
wirkte in der Tat dessen Auslieferung an die Kardinäle. Sofort wurde der
Unglückliche, der sein ganzes Leben hindurch nur für Recht und Wahrheit
5% Card. Aragon. Vitae Pontif. rom., p. 442. — Der dort erwähnte Kardinal G.
diaconus S. Mariae in Portice ist Guido. S. Krit. Erört. IV h.
½)% 439. Wibaldi Ep., p. 573: data Sutrüe Kal. Junüi.
Pbilippfson, Heinrich der Löwe. 11