Friede mit Mailand. 213
schied. Mit großem Verluste wurden die Mailänder in ihre Verschanzungen
zurückgeworfen").
Nicht besser erging es den Belagerten in verschiedenen Ausfällen, die sie
noch versuchten-"). Als nun der Kaiser einen Turm erobert hatte, der nicht
nur mit Vorräten angefüllt war, sondern auch einen Uberblick über ganz
Mailand und sein Gebiet gewährtes““), gerieten die Mailänder in völlige
Verzweiflung. Draußen sahen sie den Horizont weithin durch die Flammen
ihrer brennenden Dörfer und Burgen schrecklich erleuchtetf); drinnen waren
die Vorräte ausgegangen, und unter der dichtgedrängten, durch die Landleute
der Umgegend noch vermehrten Bevölkerung wüteten Hunger und verderb-
liche Krankheiten. So unterdrückten sie ihren Stolz und Freiheitssinn und
wandten sich durch Vermittlung des Königs von Böhmen und des Herzogs
von Osterreich an den Kaiser, der ihnen hauptsächlich folgende Friedens-
bedingungen stelltefft): 1. die Mailänder haben sich von jeder Beeinflussung
oder gar Bekämpfung der neu zu gründenden Städte Lodi und Como fern
zu halten; 2. alle Mailänder von vierzehn bis siebzig Jahren schwören dem
Kaiser Treue; 3. die Mailänder bezahlen 9000 Mark Silbers in drei Terminen
an den Kaiser wegen der bisherigen Versäumnis ihrer Verpflichtungensj);
4. sie stellen 300 Geiseln, von denen 250 in Italien, die übrigen in Deutsch-
land verteilt werdengs). 5. die Konsuln werden vom Volke gewählt und von
dem Kaiser oder seinem Gesandten bestätigt. Der Gesandte wird in seinen
Rechten dem Kaiser ganz gleich geachtet; 6. es findet eine allgemeine Zurück-
erstattung der Gefangenen Platz; 7. die Mailänder geben alle königlichen
Rechte, die sie sich angemaßt haben, auf; 8. dafür spricht der Kaiser die Mai-
länder und (nach Entrichtung von 120 Mark) auch die Cremenser, ihre Ver-
bündeten, von dem Banne frei und zieht am dritten Tage aus dem mai-
ländischen Gebiete ab.
Mit Freuden nahmen die Moailänder diese gemäßigten Friedensbedingun-
gen an. Am nächsten Tage erschienen sie vor dem Kaiser, der, umgeben von
seinen Fürsten, auf dem Richterstuhle saß: zuerst die Geistlichkeit, dann das
Volk barhäuptig und barfüßig, das blanke Schwert um den Hals befestigt.
Alle Zuschauer waren ob der Demütigung des mächtigen Volkes gerührt,
% Ragev. III. 38.— Otto Mor. l. O. — Gesta Frid. in Lomb., p. 31. — Vinc. Prag.,
p. 672. — Die Darstellung der Chron. Regia Colon. ist schon deshalb unzuverlässig,
weil sie den dux Saxoniae als anwesend bezeichnet.
) Ragev. III, 39—41. — Otto Mor., p. 605 f. — Radulph. Med., p. 1181.
%% %) Ragev. III, 42. — Otto Mor. lI. c. — Sächs. Weltchr., S. 232. — Vinc. Prag.,
p. 674. — Chr. Urape Perg., p. 311. — Bgl. Gesta Frid. in Lomb., p. 32.
5 Am chmmsten wöteten die Böhmen; Martyrium Arnoldl archiep. Moguntini
Fontes III, p. 2
h An diesem age lassen die elagerbf aun aufhören Ann. S. Georg. Mediol., p. 387.
9 daubisacuich %agev. III, 47. — Ann. Januens., p. 261; Gesta Frid.
in Lomb., p. 33; Vinc. Prag., p. 674; Men Cont. Cos., p. 161.
5) Art. 4. — Vinc. Prag., p. 675 nennt fälschlich 10 000 Mark.
4 4) Art. 5. — Die Chr. Reg. Colon., p. 100 spricht von 500 Geiseln; es mögen die
Cremenser mit darunter begriffen sein.
6. Sep-
temberft)
7. Sept.
8. Sept.