66
20. Sept.
12. Aug.
214 Drittes Buch. II: Im Gefolge des Kaisers.
auch der Kaiser redete jene gnädig an. Als nun die Gefangenen ausgctauscht
wurden, vereinigten sich Kaiserliche und Mailänder in frohem Jubel über den
wieder gewonnenen Frieden. Hoch oben auf den Türmen Mailands aber
flatterte das glorreiche Banner des Reiches').
Mit Blitzesschnelle verbreitete sich die Kunde von diesen Vorgängen durch
ganz Italien und brachte überall den tiefsten Eindruck hervor"'"). Das Un-
erwartete war geschehen. Mailand, das stolze Mailand, hatte sein zinnen-
gekröntes Haupt vor dem Könige der Barbaren gebeugt! Dieselben Bürger,
die noch vor wenigen Monden ihre übermütige Herrschaft über die ganze
Lombardei ausgeübt, die vor fünf Jahren den Brief ihres Oberherrn auf
öffentlichem Markte zerrissen und mit Füßen getreten hatten: sie lagen jetzt
vor demselben Oberherrn im Staube und flehten ihn um Gnade an. Ohn-
mächtig mußten sie zusehen, daß das bitter gehaßte Lodi aus seiner Asche
verstärkt erstand und von seinem Felsen aus ihnen ebenso die Adda sperrte,
wie Pavia ihnen den Tessin streitig machte. — Wohl konnte Friedrich die
gewonnenen Erfolge zum großen Teile seiner eigenen Energie und Feldherrn-
tüchtigkeit zuschreiben, aber bei weitem mehr hatte er der Opferwilligkeit
und dem Mute seiner Deutschen zu verdanken. Kaum sah das deutsche Volk
wieder einen kräftigen, seiner Ziele bewußten Führer an seiner Spitze, so
erhob es sich in heller Begeisterung und stellte diesem Führer freudig Gut
und Blut zur Erreichung der hohen Aufgaben, die er sich und seinem Volke
gestellt, zur Verfügung. Wäre dies nicht so gewesen, wie hätte der Kaiser,
wenn auch persönlich noch so tüchtig, die Lombarden besiegen können, die
ebenso politisch konsequent, ebenso begeistert, ebenso tapfer waren, wie er
selbst? Nur die Treue seiner Deutschen hatte es ihm möglich gemacht, indem
sie ihm ein an Zahl und Kühnheit unübertreffliches Heer gestellt hatte. Und
schon bereiteten sich frische Scharen, über die Alpen hinab nach Italien zur
Unterstützung ihres ruhmvollen und bei dem Volke hochbeliebten Kaisers
herniederzusteigen.
Dieser aber hatte sich zu Modoico abermals — gleichsam jetzt erst wirklich
— zum Könige der Lombardei krönen lassen, die ganze Gegend um jenen
Ort unterworfen und dann einen großen Teil seines Heeres nach Hause ge-
sandts#), da er dessen für den Winter nicht mehr zu bedürfen glaubte. Trotz
dieser Schwächung seines Heeres steigerten sich seine Erfolge Schlag auf
Schlag. Noch während der Belagerung Mailands war der treu kaiserlich ge-
sinnte Erzbischof Anshelm von Ravenna gestorben. Jetzt setzte ihm der Kaiser,
ohne den Papst weiter zu fragen, Guido, den Sohn seines Anhängers, des
Grafen Guido von Biandrate, zum Nachfolger, und ohne Widerspruch von
% Ragev. I, 48, 49. — Gesta Frid. in Lomb. l. C. — Vinc. Prag., p. 674 f.
#)) Ragev. III, 51—53. — Sig. Auct. Afflig., p. 404: Ipse (imperator] in Italia 86
retinens, pius et iustus ab omnibus apellatus et secundus post Karolum Magnum
iustitia et pietate est habitus.
½%) Ragev. III., 50. — Gesta Frid. in Lomb., p. 34. — Ann. S. Disib., p. 29. — Vinc.
Prag., p. 675.