20 Erstes Buch. Einleitung.
1122—24 in Westfranken aufgeben. Dafür verursachten die Staufer dem Kaiser manche
1125 Mißhelligkeit. — Bald indessen fühlte Heinrich V. in Utrecht den Tod sich
nahen. Da er keine Kinder hinterließ, waren seine Neffen von Schwaben")
seine nächsten Erben. Er berief also seine Gemahlin, Mathilde, und den
älteren seiner Neffen, Herzog Friedrich II., mit dem er sich vor kurzem voll-
ständig ausgesöhnt hatte, zu sich. Ihm als seinem Haupterben übergab er
alle seine Allode und empfahl ihm seine Gemahlin zur getreuen Beschützung
an. Dann verschied dieser Kaiser, dem nichts so sehr vorzuwerfen ist, wie sein
verbrecherisches Verfahren gegen seinen Vater und seine Leichtgläubigkeit
gegenüber dem Papste, der seine eigenen Eide stets wieder lösen konnte.
Sonst hatte Heinrich sich das Verdienst errungen, die Kaisermacht abermals
auf eine feste Basis gegründet zu haben.
Niemand hatte mehr Ansprüche, der Nachfolger des fränkischen Königs-
hauses zu werden, als dessen Erbe, Herzog Friedrich II. War doch das Erb-
kaisertum, wenn auch nicht durch ein bestimmtes Gesetz, so doch durch Sitte
und Tatsachen längst geheiligt. Heinrich III. wurde als achtjähriger Knabe,
bei Lebzeiten des Vaters, als König anerkannt, Heinrich IV. war der desi-
gnierte Nachfolgerseines Vaters bereits in der Wiege gewesen; schon vor seiner
Wahl und Krönung huldigten ihm die Fürsten. In den Krönungsformeln des
Kölner Erzbischofs und selbst des Papstes wurde die Erblichkeit der Königs-
und Kaiserkrone anerkannts?). Heinrich V. hatte den Schwabenherzog zweifel-
los als seinen Nachfolger bezeichnet, und dazu kam noch, daß Friedrich sich
jedenfalls den mächtigsten Fürsten Deutschlands nennen und gewiß auf die
Unterstützung seines einflußreichen Schwiegervaters, Herzogs Heinrich des
Schwarzen von Bayern, zählen durfte.
Unter allen Fürsten des Reiches also, die nach der Beerdigung des Kaisers
zur Neuwahl eingeladen wurden, machte sich wohl niemand größere Hoff-
nung, den Königsthron zu besteigen, als Herzog Friedrich II. “ . Aber gerade
weil alles ihn für den nächsten Nachfolger der fränkischen Könige hielt, traten
ihm auch alle ihre Feinde mit vereinter Macht entgegen. An ihrer Spitze
stand unter den geistlichen Fürsten Erzbischof Adalbert von Mainz. Dieser
war zuerst Heinrichs V. Kanzler, sein Schmeichler und der Urheber der ge-
waltsamsten Schritte gegen den Papst gewesen. Zum Lohne dafür zum Erz-
bischofe von Mainz befördert, hatte er plötzlich die Sache der fürstlichen Un-
abhängigkeit und kirchlichen Allmacht ergriffen. Da ließ ihn Heinrich in hartes
6 Heinrich IV.
Konrad Heinrich V. Agnes — Friedrich I.
l
Friedrich II. Konrad
½% Giesebrecht, Gesch. d. deutsch. Kaiserzeit, II2, 283. 542.
„sr) Vgl. Jaffé, Geschichte des deutschen Reiches unter Lothar III., S. 24 ff. —
W. Bernhardi, Lothar v. Supplinburg (Leipzig 1879). — Raumer, Hohen-
staufen, I. (2. Aufl.), S. 324 ff. — Staelin, Wirtemb. Gesch. II, S. 51 ff.