Die Staufer gegen König Lothar. 23
herbeizuziehen. So suchte er sich die Zähringer zu verbinden, indem er dem
empörerischen Grafen Reinold von Burgund alles Land diesseits des
Jura abnahm und jenen übergab. Vor allem aber zog er die Welfen
näher und enger zu sich heran. Auf dem großen Reichstage zu Merseburg
vermählte er dem jungen Herzog Heinrich dem Stolzen die erst elfjährige
Gertrud und eröffnete ihm zugleich als stattliche Mitgift die bestimmte Aus-
sicht auf den Besitz des Herzogtums Sachsen, so daß dann die Welfen zwei
Herzogtümer, reichen Hausbesitz und zugleich die nächste Anwartschaft auf
den Königsthron inne hätten. Immer höher und glänzender strebte ihr Ge-
schlecht hinauf, der Gipfel aller Macht und Ehre schien ihnen bestimmt, end-
lich das Glück, das sie früher so launisch behandelt hatte, dauernd an ihr
Wappenschild geknüpft. — Ubrigens fand die wirkliche Vermählungsfeier
Heinrichs des Stolzen mit seiner reichen Braut noch nicht in Merseburg, son-
dern ein Jahr später in der Lechebene nahe bei Augsburg, zu Gunzenlech,
statt.). Außer dem Herzogtum in Sachsen brachte Gertrud ihrem Gemahl
die unzweifelhaften Erbansprüche auf die ausgedehnten Besitzungen der alten
nordheimischen und braunschweigischen Fürstengeschlechter zu. Denn durch
Richenza von Nordheim waren diese Güter ihrem Gemahle Lothar zugefallen,
und von diesem mußten sie auf die Welfen übergehen. Sie bestanden aus
Braunschweig nebst Umgegend, sowie den westfälischen Gütern an der Weser,
deren Hauptstadt Nordheim war''). Da die Welfen in Sachsen schon das Ge-
biet von Lüneburg eigentümlich besaßen?), konnten sie sich nach der Besitz-
ergreifung dieses ihres neuen Herzogtumes daselbst sogleich auf eine ansehn-
liche Hausmacht stützen.
Aber auf der anderen Seite waren auch die Staufer entschlossen, sich gegen
den König und seinen welfischen Anhang mit aller Macht zu wehren, und
wahrlich mit nicht geringer Klugheit und Tapferkeit wußten sie sich gegen die
Übermacht zu halten. Friedrichs Bruder Konrad war aus Palästina zurück-
gekehrt, und beide wirkten nun kräftig zusammen. Sie wußten sich auch An-
hang zu verschaffen. Einige lothringische Fürsten und Städte, fast alle schwä-
bischen Großen schlossen sich ihnen an. Besonders mußte es ihnen darauf
ankommen, in den von ihnen behaupteten Ländern, in Schwaben, dem öst-
lichen und dem rheinischen Franken, starke Stützpunkte zum Widerstande sich
zu sichern. Zu solchen Festen hatten sie Ulm, Nürnberg und Speyer aus-
ersehen. Letzteres war, obwohl ihnen zugetan, noch in den Händen eines
ihnen feindlichen Bischofs; aber Nürnberg und Ulm befestigten sie und schütz-
ten diese Städte durch starke Besatzungen. Gegen Nürnberg, ihren Haupt-
waffenplatz, rückte König Lothar heran: da er seine eigenen Kräfte als un-
zureichend zur Bezwingung der Stadt erkannte, rief er seinen Schwiegersohn
herbei, indem er ihm zum Lohne, außer allen früheren Verabredungen, noch
*) Historia Welf. Weingart., M. G. Ss. XXI, 463.
*“) Nordheim an der Ruhme, in der Nähe von Göttingen.
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