24 Erstes Buch. Einleitung.
die Lehen, die er von den sächsischen Bischöfen und Abten innehatte, und end-
lich die Festen Nürnberg und Greding verhieß. Wirklich zog Heinrich der
Stolze eilig heran; doch seine Bayern und seines Schwiegervaters Sachsen
vermochten gegen die tapferen Schwaben und Franken der Staufer nichts
auszurichten. Mehr als zwei Monate hindurch wehrte sich die Stadt aufs
wackerste, bis endlich die Herzoge Friedrich und Konrad mit starker Macht
zum Ersatze herbeieilten und den König zwangen, sich in Würzburg einzu-
schließen. Zugleich vertrieb Friedrich den Bischof von Speyer und sicherte
auch diese Stadt durch Mauern und Besatzung. Ein Einfall Heinrichs des
Stolzen in Schwaben wurde von den staufischen Brüdern mit großen Ver-
lusten der Bayern zurückgeschlagen"). — Dieses fortdauernde Glück veranlaßte
die Staufer zu einer kühnen, entscheidenden Tat, die für die nächste Zeit alle
Hoffnung auf Versöhnung zwischen ihnen und dem Könige vernichten mußte.
Konrad setzte sich mit der Beistimmung seines Bruders und einiger anderen
18. Dez. Fürsten die Krone selbst aufs Haupt. Zwar trat Lothar dem Gegenkönige
unverzagt entgegen, ächtete ihn und bewog eine große Anzahl Bischöfe, ihn
mit dem Kirchenbanne zu belegen: aber die Staufer fühlten sich dadurch nur
veranlaßt, den Kampf noch auf ein weiteres Feld auszudehnen. In Italien
war Lothar bisher nicht gekrönt worden, Konrad aber daselbst als ehemaliger
kaiserlicher Statthalter Tusziens wohl bekannt und geachtet: schnell also ging
Konrad, den Streit in Deutschland seinem Bruder überlassend, über die Alpen
1128 und begab sich nach dem kräftig aufblühenden Mailand. Bei dem stolzen
Selbstbewußtsein der dortigen Bürger und der Eifersucht, die Erzbischof
Anselm gegen die Päpste hegte, wurde es Konrad leicht, seinen Zweck zu er-
12. Juni reichen. Unter dem Zujauchzen des Volkes krönte ihn der Erzbischof zum
Könige von Italien. Alle Parteigänger Mailands, die früher von ihm
verwaltete Provinz Tuszien erklärten sich sogleich für ihn. Schon dachte
er daran, die Romfahrt zu beginnen und sich die Kaiserkrone aufsetzen
zu lassen.
Es war klar, daß durch diesen Vorgang, gegen den Willen Konrads, die
Trennung Italiens von Deutschland ausgesprochen war. Wurde durch die
Wahl der deutschen Fürsten dem gekorenen Könige nicht zugleich die Herr-
schaft über Italien gegeben, sondern vermochte dieses sich seinen König selber
zu bestimmen, so war es mit der Abhängigkeit Italiens von Deutschland vor-
bei. Sofort kehrten sich deshalb alle Anhänger der Deutschen, ferner auch
alle Feinde Mailands und der mailändischen Kirche gegen Konrad: zuerst
viele Städte der Lombardei, dann die Römer; endlich sprach auch Honorius II.
den Bannfluch über Konrad und Friedrich und alle ihre Anhänger aus.
Das hatte gewaltige Wirkung. Selbst die Mailänder wurden lau gegen
Konrad, und dieser vermochte trotz jahrelanger Bemühungen so wenig zu
irgendeiner Macht in Italien zu gelangen, daß er endlich nach Deutschland
) Otto Frising., Gesta I, 18. — Vgl. Jaffé, Lothar, S. 125.