Dänenkrieg. 365
Slawen bewohnte Halbinsel von Oldenburg. Unter dem Herzoge Christoph
befehligten Erzbischof Eskill von Lund und Bischof Absalon von Roeskilde.
Die Flotte, die das Heer trug, vereinigte sich bei der Insel Laaland, wo auch
sieben Schiffe der Rügier zu ihr stießen. In der Nacht brach man auf, um
unvermutet an der Oldenburger Küste zu landen. Aber die Dunkelheit rief
eine allgemeine Verwirrung auf der dänischen Flotte hervor, so daß zuletzt
niemand recht wußte, wo man sich eigentlich befand. Besonders die Rügier
legten ihre Schiffe gerade dicht bei dem Orte vor Anker, wo die Oldenburger
Flotte im Versteck lag. Am Morgen stiegen nun die Rügier ans Land und
suchten mit Zurücklassung einer kleinen Anzahl Flottenwächter ihre Bundes-
genossen auf. Kaum bemerkten dies die lauernden Oldenburger, als sie sich
auf die rügischen Schiffe warfen, ihre Besatzung vertrieben und jene sämtlich
versenkten. Das dänische Landheer rückte indes auf Oldenburg zu. Es fand
die unbefestigte Stadt gänzlich von den Einwohnern verlassen, die sich zum
großen Teil mit Weibern, Kindern und Schätzen in die benachbarte Kirche des
Priesters Bruno geflüchtet hatten. Hier ließen die Dänen sie unangefochten:
ob aus Frömmigkeit oder aus Besorgnis, in einen Hinterhalt zu fallen, möge
dahingestellt bleiben. Inzwischen nahte Markrad, der holsteinische Landes-
älteste, mit einem aus Holsten und Slawen gebildeten Heere. Den wahr-
scheinlich überlegenen Feind anzugreifen wagte er nicht, zumal sich die Dänen
nach einem Reitergefecht mit den Slawen bald aus dem wagrischen Gebiete
zurückzogen?).
ÜUbrigens wurde der Krieg, in Abwesenheit des Herzogs, von Heinrich
von Orlamünde, dem von jenem eingesetzten Statthalter, und dessen
Untergebenen ziemlich lässig geführt. So wurde es dem Könige möglich,
die Gegend der Zirzipaner an der unteren Peene zu verheeren. Durch grauen-
hafte Sümpfe und Wälder drangen die Dänen zu einem Flecken, wahrschein-
lich Anklam, vor. Aber hier boten sich große Schwierigkeiten ihren Augen
dar. Der Flecken lag in der Mitte eines weiten und tiefen, schiffbaren Sees;
auf der einen Seite war er durch eine Brücke mit dem Ufer verbunden, aber
hier auch durch einen Wall geschützt und verteidigt. Drinnen befehligte der
Unterknes Otimar, ein kluger und entschlossener Mann, der sofort, als er das
dänische Heer zu Gesicht bekam, die einzige Verbindung zwischen der Insel
und dem Festland, die Brücke, zerstörte; nur die Pfähle blieben im Wasser
stehen. Da das dänische Heer keine Flotte hatte herbeischaffen können, war
es genötigt, vor allem die Brücke herzustellen, um überhaupt nur an die
Stadt heranzukönnen. Nach vielen vergeblichen Versuchen und großen Ver-
lusten gelang es endlich dem Könige oder vielmehr seinem treuen Absalon,
bie Brücke wieder zu erbauen und über sie unter bedeutendem Verluste von
% Saxo Gramm., p. 341—343. — Helm. II, 109. — Die Knytlinga-Sage ist —
Hute ich — meist nicht, wie Giesebrecht (Deutsche Kaiserzent V und V.I) es tut, als
storische Quelle zu benutzen. Sie enthält so viel Falsches, daß man das wenige Rich-
tige bei ihr nicht mehr herausfinden kann.