1169
368 Drittes Buch. VII: Zerwürfnis zwischen Kaiser und Heinrich.
Besitzungen, und da es auch von Bischof Berno sehr begünstigt wurde, kam
es bald in Blüte'). Ebenso schenkte Fürst Kazimar von Pommern dem Dom-
stifte Havelberg den Ort Broda mit vielen anderen Gütern zur Errichtung
eines Klosters?"). Es ist diese Freigebigkeit der slawischen Fürsten jedenfalls
ein Beweis, wie vollständig sie auf die neuen Ideen eingingen und das
Christentum annahmen; natürlich wurden sie hierdurch eng an das Herzog-
tum Heinrichs gekettet.
Ganz freilich ließ sich die Neigung zur Aneignung fremden Gutes, die
stets im wendischen Charakter gelegen hatte und durch die vielhundertjährigen
Kriege mit den Deutschen noch in höherem Maße entwickelt war, auch den
Obotriten nicht nehmen. Aus dem Gebiete des Pribislaw kamen häufig
Diebe und Räuber in die Umgegend Schwerins und beunruhigten sie.
Allein Gunzelin, der Befehlshaber dieser Stadt, ein — wie schon erwähnt —
mutiger, aber roher Mann, wußte diesen Übelstand bald zu beseitigen. Er
befahl allen seinen Leuten, jeden Slawen, den sie abseits von den öffentlichen
Straßen ohne hinreichende Entschuldigung fänden, zu greifen und sofort auf-
zuhängen. So wurde den Diebereien ein baldiges Ziel gesetzt““).
Heinrich selbst konnte jetzt nach außen um so freier auftreten, als der Kaiser,
sichtlich bemüht, dem Welfen zu Gefallen zu sein, ihm im eigentlichen Sachsen
1168 vollkommene Ruhe verschaffte. Noch während der Abwesenheit des Herzogs
1. Nov.
in Frankreich hatte der Kaiser auf einem Reichstage die sächsischen Fürsten
zum Frieden ermahntt); aber es scheint, daß dieses nicht hinreichend ge-
fruchtet habe und doch noch Friedensbrüche vorgekommen seien. Da trat
1169 Friedrich strenger auf und berief die sächsischen Fürsten, wohl auch den Herzog
2. Febr.
(14. Ott.
1168)
selbst, zu einer Kurie in Wallhausen an der Helme. Hier befahl er noch einmal
ernstlich, Ruhe zu halten und führte die Friedensbrecher selbst mit sich in
einstweiligen Gewahrsamff).
Eine andere Angelegenheit, die von neuem die Ruhe Sachsens bedroht
hatte, wurde in einem für Heinrich günstigen Sinne erledigt. Wie erzählt,
war Hartwich von Bremen kurze Zeit nach seiner Rückkehr in seine Diözese
gestorben. Heinrich hatte zu lange und zu schmerzlich gefühlt, wie schlimm
es sei, wenn ein ihm feindlicher Erzbischof zu Bremen sitze, als daß er nicht
alle Mittel hätte aufbieten sollen, um einen ihm befreundeten Mann in das
wichtige Amt hineinzubringen. Er ist aber in dieser Angelegenheit mit dem
5%4 Krit. Erört. VIId.
*#) Mecklenburgisches Urkundenbuch 1, S. 89—92.
5½% ) Helm. II, 110. — Hier schließt Helmolds treffliche Chronik. Sein Rochfeiger
und Fortseter, Arnold von Lübeck, kann ihn uns nicht ersetzen, da er an großer Kon-
fusion leidet.
) Theod. Mon. Palid., p. 94.
f 0 Theod. Mon. — I. .: Imperator Curiam habuit Waleshusen, ubi denno
renovavit, violatoribus pacis secum abductis. — Wahrscheinlich auf dem Ru
ielt sich der Herzog zu Apelderen auf * e R „Geschichte einiger der
urgen und Familien Braunschweigs, S