Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

Besetzung des Bistums Bremen. 3690 
Erzstifte in Streit geraten"). Graf Gunzelin nämlich stellte Otbert, den 
Dekan des Kapitels, als Erzbischof auf, der Klerus Bremens selbst aber Sig- 
fried, den Sohn des Markgrafen Albrecht von Brandenburg. Keiner von 
beiden stand Heinrich dem Löwen an. Mit dem Kandidaten des ihm stets er- 
gebenen Gunzelin wurde Heinrich schnell fertig; allein den Kandidaten des 
Kapitels, den Sohn des verhaßten Askaniers, mußte Gunzelin mit Gewalt 
vertreiben, so daß jener nach Oldenburg floh und seine Anhänger sich meistens 
nach Harburg zurückzogen. Durch diesen Staatsstreich gelang es dem Herzog 
endlich, seinen eigenen, vertrauten Kapellan, den Halberstädter Propst 
Balduin'“), einen bejahrten, schwachen, an die Abhängigkeit von seinem 
Brotherrn gewöhnten Prälaten, auf den Erzstuhl zu befördern. Kalixt und 
Friedrich — mit dem Heinrich eben zu Heiligstadt in Bayern zusammen- 20. Jan. 
getroffen war“““) — beeilten sich zu Bamberg den Erwählten des mächtigen 1169 
Herzogs zu bestätigen und zu belehnen. Wie nützlich diesem der Sieg 
Balduins war, zeigte sich bald. Der neue Erzbischof sah mehr auf den Vorteil 
seines Beschützers, als auf den seiner Kirche, und so bestätigte er rechtskräftig 
dem Herzoge den Besitz von Stade und der dazugehörigen Grasschaft. Erst 
damit konnte sich dieser als unanfechtbaren Besitzer des reichen Landes be- 
trachten. Er benutzte diese Stellung, um das Bremer Kirchengut für sich 
und seine Diener auszubeutenf). 
Das Kapitel wandie sich in solcher Not klagend an Alexander III., und dieser 
annullierte auch die Wahl Balduinssf): aber tatsächlichen Einfluß haben 
diese Maßnahmen um so weniger gehabt, als das Kapitel feine Rechte wahr- 
scheinlich nur für eine bessere Zeit reservieren wollte, jetzt aber seine Anfrage 
bei Alexander und dessen Antwort gar nicht zu veröffentlichen wagte. 
Es war diese Erzbischofswahl in jeder Beziehung ein bedeutender Gewinn 
für Heinrich. Anstatt das geistliche Ansehen und die nicht zu verachtenden 
weltlichen Machtmittel des Bremer Prälaten in feindlicher Richtung wirken 
zu sehen, konnte jetzt der Herzog auf diese als sichere Verbündete zählen. 
Wie fest wurden dadurch die drei slawischen Bistümer an seine Person ge- 
knüpft, wie vollständig hatte er deren Besetzung, Dotation und Kompetenz- 
bestimmung in Händen! In Sachsen stand er jetzt unstreitig viel kräftiger 
und stattlicher da, als vor drei Jahren bei dem Beginn des Aufstandes. Der 
Erzbischof von Bremen und dessen Verbündeter, der Bischof von Lübeck ge- 
demütigt, seine schlimmsten Feinde gezüchtigt, als Rückhalt der König von 
England: das alles konnte Heinrich reichliches Vertrauen auf sein Glück, 
  
%) Albert. Stad., p. 346. — Annales Bremenses M. G. Ss. XVII, Ke. — Anon. 
Saxo, p. 109. — HMon. Palid., p. 94. — Anm. S. Petri Erf. %. P. 185. 
## Seite 354. 
% )Monnm. Boica X, p. 22, 24. — Bgl. S. 364. 
1 * Helm. II, 110.— Am 20. April Piele Heinrich einen mstt Gildehaus; 
i. Or. Guelf III, praef. p. 38; Kappenberg, Hamb. Urkdb 
Mner t #1 — ad capitulum 8 remensis ecolesiae bei — Hamb. 
Sbllippsos,, Heinrich der Löwe. 24
	        
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