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372 Drittes Buch. VII: Zerwürfnis zwischen Kaiser und Heinrich.
und Krankenhäuser"). — Es war natürlich, daß bei solchem Wirtschaften bald
das bei den Fürsten des Mittelalters nie sehr reichliche Geld völlig ausging.
Deshalb wandte der prassende Alte sich an seinen Brudersohn Heinrich, ging
ihn um eine beträchtliche Geldsumme an und versprach ihm dafür, ihn sofort
zum Erben in allen seinen Besitzungen einsetzen zu wollens).
Dies wäre nun für Heinrich den Löwen die beste Gelegenheit gewesen,
seine Macht ungemein zu vermehren. Wenn er jetzt die ausgedehnten Güter
Welfs in Schwaben und Bayerm, dessen reiche und weite Territorien in Italien
erlangte, wurde er einer der mächtigsten Fürsten in ganz Europa und hielt
insbesondere das Schicksal Deutschlands und Italiens ganz ebenso in seiner
Gewalt, wie der Kaiser. Man sollte nicht glauben, daß Heinrich ein so günstiges
Anerbieten von der Hand gewiesen, daß er irgendeinen anderen Vorteil für
groß genug gehalten hätte, um einem solchen Glücksfall auszuweichen. Aber
Heinrichs Habsucht erstreckte sich allmählich nicht nur auf den Besitz von Land
und Leuten, sondern auch auf die Anhäufung von Geld; und so schien ihm
die verlangte Summe zu hoch. Schlechte Ratgeber vollendeten seine Ver-
blendungs?). Er rechnete folgendermaßen: Jener Alte wird doch sicherlich
bald sterben, und dann erhalte ich sein ganzes Hab und Gut umsonst; wozu
soll ich jetzt noch eine große Menge Geldes dafür bezahlen? Er verzögerte
also beständig die Auszahlung der von ihm seinem Oheime versprochenen
Summe. Das ärgerte den Greis gewaltig. Natürlich konnte er sich die Über-
legung seines Neffen recht gut vorstellen, und so beschloß er in kindischem Zorn,
diesem kargen und undankbaren Verwandten einen gewaltigen Strich durch
die Rechnung zu machen. Sofort wandte er sich mit seinem Anliegen an den
alten Erbfeind seines Hauses, an das Haupt der Staufer, an Kaiser Friedrich,
seinen Schwestersohn.
Dieser war gewillt, die veränderte Richtung seiner Politik nach allen Rich-
tungen innezuhalten. Wohl hatte er erkannt, einen wie schweren Fehler er
durch die Begünstigung Heinrichs des Löwen seit dem Beginne seiner Regie-
rung begangen; durch eine Begünstigung, die den unausgetragenen Konflikt
zwischen beiden Häusern nur verzögern, nicht aufheben konnte und dabei den
Gegner unaufhörlich stärkte. Es trat jetzt die schicksalsschwere Frage an ihn
) Hist. Welf. Weingartensis. — Continuatio Steingadensis, M. G. Ses. XX, 41.—
Man vergleiche (v. Hagen, Minnesänger 1) die Verse des Tanhuser VI. 11:
Ein iunger vürste von Meran
und auch ein Welf von Swaben,
die willeklichen manigem man
Vil richer kleider gaben;
und des Walther v. d. Vogelweide LXXI. 14:
so ist sin veter, der milte Welt, gemuot,
des lop was ganz, ez ist nach tode guot.
Otto Sanblas., o. 21.— Exr erklärte dieses sogar offen in einer Bersammlung seiner
Basallen bei Augs sburg: Contin. Neinzac Lo
½%) Otto * L o (p 28 Sch ukausgabe): Henricus dux quorundam Fr
Consilio dare distulit. — Cont. Steingad., p. 471 (unter 11.75 zu-
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