Friedrichs Aussöhnung mit Welf VI. 373
heran: sollte er diese Politik fortsetzen, dem Welfen eine neue ungeheure
Machterweiterung zugestehen oder selber die Gelegenheit rasch ergreifen und
sich einen umfangreichen Länderzuwachs erwerben, auf die Gefahr hin, mit
Heinrich zu zerfallen? Freilich verlor er durch diesen Schritt wahrscheinlich
die Hilfe jenes gegen die Lombarden, aber die hierdurch errungenen sicheren
Vorteile in Deutschland und selbst in Italien waren viel lockender als die —
wie sich in den letzten Jahren gezeigt hatte — doch nicht zuverlässige Unter-
stützung durch den Sachsenherzog. Eiligst griff deshalb Friedrich zus).
Er gab unverzüglich Welf VI. so viel Geld, wie er nur wünschte, und er-
hielt dafür von diesem alle seine italischen Lehen, etwas später auch dessen
deutsche Eigengüter, deren meiste er aber nebst mehreren staufischen Be-
sitzungen dem Greise als Lehen auf Lebenszeit zurückgab. Die Mark Ancona,
Spoleto, Tuszien, Sardinien waren dem Kaisertume direkt gewonnen, die
Lombardeijetzt zwischen den kaiserlichen Besitzungen eingeschlossen, die kaiser-
lichen Besatzungen standen wenige Meilen von Rom. Ein herrlicherer
Triumph kaiserlicher Politik, mit so billigen Mitteln erreicht, ließ sich nicht
denken.
Heinrich dagegen mußte über das Zugreifen des Kaisers den bittersten
Schmerz empfinden. Mit einem Male und unwiederbringlich waren die
schönen und weiten Länder verloren, die er schon als sicheres Eigentum be-
trachtet hatte. Und gerade dem feindlichen Geschlechte der Staufer hatte
sein Oheim die reichen Güter übergeben. Der Kaiser, dem er sich als ein
beständiger, wenn schon immer lauerer Verbündeter gezeigt hatte, entriß
ihm plötzlich das Erbe seines Hauses! Obwohl Friedrich nur selbstsüchtig,
aber doch nicht hinterlistig und verräterisch gehandelt hatte, verzieh ihm
Heinrich den jähen und scharfen Streich nie. Hatte er seit einigen Jahren sich
zu keinem wirklichen Opfer für die kaiserliche Politik mehr verstanden, hatten
sich zuletzt wieder beide Fürsten wieder einander genähert, so trat er von
nun an dem Kaiser immer schärfer gegenüber. Im Augenblicke jedoch konnte
er nur knirschend auf Rache heimlich sinnen und mußte äußerlich dem Herr-
scher ergeben scheinen! —
Noch ein zweites Mal berief Friedrich die Fürsten nach Bamberg, wo sie
sich wiederum in ungemein großer Anzahl einfanden. Auch Heinrich der
Löwe war hier anwesend, sowie die Erzbischöfe von Mainz, Cöln, Magde-
burg, der Bischof von Würzburg, die Pfalzgrafen von Wittelsbach und fast
alle sächsischen Fürsten, die einst wider Heinrich in Waffen gestanden hatten“).
Friedrichs Politik nahm einen immer kühneren Charakter an. Wie wenig
er trotz aller Unterhandlungen mit Alexander an das Aufgeben Kalixts
dachte, zeigte er durch die Annahme von dessen Gesandten auf dieser Kurie.
Sie sollte vor allem dazu dienen, die Herrschaft des Kaisers und seines Ge-
2) Krit. Erört. VIIe.
VLeuckfeld, Antiquitates Poeldenses, p. 284; kaiserliche Urkunden vom 23. Juni
(St., Nr. 4102).
8. bis
23. Juni