Englands Bemühungen für Heinrich den Löwen. 467
Hilfe — wieder zur Macht gelangt wäre. So wies Philipp jedes ausdrückliche
Bündnis bestimmt zurück“). Vielmehr wagte er es nicht, nach Deutschland
zurückzukehren, ehe er den Auftrag des Kaisers ausgerichtet habe, und wirk-
lich brachte er es zustande, daß Heinrich II. in eine Vermählung zwischen dem
präsumptiven Thronerben Richard von Poitou und der Tochter des Kaisers
willigte; eine Verbindung, die durch den noch in demselben Jahre erfolgen-
den Tod der Braut verhindert wurde'). Nachdem der Erzbischof die ihm
von dem Kaiser aufgetragene Verhandlung zu günstigem Ende geführt
hatte, schiffte er sich wieder nach Deutschland ein.
Alle diese Ereignisse waren in der Abwesenheit Heinrichs vor sich gegangen. Novmbr.
Jetzt wurden er und seine Gemahlin nach London berufen, um in glänzen-
der Versammlung der Wahl eines neuen Erzbischofes von Canterbury und
dann der Aussöhnung der königlichen Prinzen untereinander beizuwohnen,—
Geschäfte, die beide zur Zufriedenheit des englischen Königs ausfielen“.).
Übrigens ruhte und rastete dieser nicht in seinen Bemühungen, das Los
seines Schwiegersohnes zu erleichtern und eine Abkürzung von dessen Ver-
bannung herbeizuführen. Da es bisher ihm mit direkten Verhandlungen mit
dem Kaiser nicht geglückt war, nahm er jetzt den Papst zu Hilfe und sandte
an ihn den Archidiakonus von Lisieux, Hugo de Nonant, in Begleitung von
anderen geistlichen und weltlichen Vertrauten mit der Bitte, bei dem Kaiser
darauf hinzuwirken, daß er in seinem Zorne gegen den Herzog nachlasse. Die
Gesandten begaben sich nach Verona, wo sich der Papst damals aufhielt und
die Ankunft des Kaisers zu einer Unterredung über mehrere zwischen ihnen
streitige Punkte erwartete. So blieben auch die Gesandten dort und harrten
des Kaisers, der wirklich bald anlangte. Aber die Verhandlungen zwischen 4. Nov.
Lucius III. und Friedrich I. nahmen einen dem Bittgesuche der Engländer
keineswegs günstigen Verlauf. Denn die beiden Beherrscher der Christenheit
gerieten wieder so in Zwist, daß sic sich in höchstem Unfrieden trennten, und
deshalb konnte auch die Verwendung des Papstes für Heinrich den Löwen bei
dem Kaiser keine gute Statt finden. Der Kaiser erlaubte dem Herzoge nur,
nach Verlauf der drei Jahre, die für seine Verbannung festgesetzt waren,
ohne weitere Belästigung nach Braunschweig zurückzukehren. Dieser Zeit-
raum lief aber erst im folgenden Jahre ab.
Das Weihnachtsfest feierten Heinrich, seine Gemahlin und Kinder wieder ende Dez.
in der Mitte der königlichen Familie zu Windsor. Königin Eleanor, Richard
(Löwenherz) von Poitou und Johann (ohne Land) von Mortagne waren
gleichfalls daselbst anwesend. Während der Herzog und die Herzogin mit der
Königin in Windsor zurückblieben, begab sich Heinrich II. nach Winchester.
Hier kamen Hugo de Nonant und die anderen Gesandten zu ihm, die er wegen
°) Krit. Erört. Id.
½) Exgestri Henrici II, p. 106.—Gervas. Cantuar., p. 303, spricht fälschlich von einem
Zerwürfnis zwischen Heinrich II. und Philipp von Köln.
*%) Ex Gestis Henrici II, p. 107.