574 Kritische Erörterungen zum zweiten Buche.
Es gab unter den deutschen Fürsten eine, wenn auch schwache Opposition gegen
die Wahl Friedrichs. An ihrer Spitze stand Erzbischof Heinrich I. von Mainz. Er
suchte noch in Frankfurt die für Friedrich herrschende Stimmung zu erschüttern, indem
er auf dessen Hochmut hinwies, der dem Herzoge den Ausruf eingegeben habe: er
werde die Krone erlangen, wenn selbst gegen den Willen aller anwesenden Fürsten.
Der Erzbischof von Köln vereitelte diese Bemühung durch Gegenreden (Kölner
Reichschronik, zweite Rezension, Schulausg., S. 89). Als Kandidaten der Oppo-
sition nennt nur die um 1220 in Laon geschriebene Allgemeine Chronik (ed. Wait:,
M. G. Ss. XXVI, 443) unter vielen anderen Fabeleien Heinrich den Löwen. Doa,
wie wir sehen werden, gerade dieser Fürst einer der Hauptförderer der Wahl Fried-
richs gewesen ist, können wir in der Angabe der Laoner Chronik nur einen späten
Niederschlag des inzwischen eingetretenen Kampfes Heinrichs gegen Frech und
überhaupt der Welfen gegen die Staufer erblicken. Dagegen wies die Opposition,
wie Otto von Freisingen berichtet (G. Frid., II, 2) und es Po ganz naturgemäß
war, auf Konrads III. siebenjährigen Sohn Friedrich von Rothenburg hin.
Viel umfassender und überaus tätig war seit dem Tode Konrads die Partei
Friedrichs von Schwaben. Schon am fünften Tage nach dem Hinscheiden Konrads
hatten die Bischöfe von Bamberg und Würzburg am Main eine Unterredung mit
dem Herzog über die Neuordnung des Reiches (Urkunde in den Mon. Boic., Bd. 37,
S. 70). Auch der Bischof Günther von Speier, der Bruder Gebhards von Würzburg,
wird zu dieser Partei getreten sein. Die hauptsächlichen geistlichen Agenten für sie
wurden aber Abt Wibald von Corvey (M. G. Const., I, 192), ein einstiger Geistlicher
kurischer Richtung, dem dafür der Lohn seitens des neuen Königs nicht gefehlt hat
(Stumpf, Reichskanzler, Bd. II, Nr. 3615, 3626). und Erzbischof Arnold von Köln
(in Frankfurt, gegen Heinrich von Mainz: Suius obiectionis malum archiep. Coloniemsis
mitigavit, regem ab intemptamentis e xcusans et episcopi molimen annullans;
Chron. regia Colon., Schulausgabe, S. 89), dem Friedrich später lebhaften Dank
spendete (Wibald an Arnold, Mai 1152, Epp. Wibaldi, 381; Jaffé, Bibl., I. 512);
ihnen schließt sich Erzbischof Hillin von Trier an (Ann. Brunnwilarenses, M. C. S8.,
XVI. 727). — Unter den Laienfürsten war der hervorragendste Streiter für Fried-
richs Kandidatur Heinrich der Löwe (Chronicon S. Michaelis Luneburgensiu, M
G. Ss., XX III, 396, ed. Weiland, geschr. zw. 1229 und 1233: Fridericus imperator
Henricum ezxhereditavit, Oui esum ad imperialem promoverst
celsitudinem, reddens malum pro bono), der, um einen so großen Einsluß
bei der Wahl auszuüben, zweifellos schon in Frankfurt anwesend war. Ihm schloß
sich der längst mit seinem Neffen Friedrich von Schwaben befreundete Welf VI. von
Altorf an (Burchard von Ursperg, Schulausgabe, S. 19). Es darf wohl als zweisels-
frei betrachtet werden, daß Friedrich beiden Fürsten dafür bindende Versprechungen
machte, Heinrich wegen Rückgabe des Herzogtums Bayern, Welf wegen des Mathil-
dischen Erbgutes in Italien. Merkwürdigerweise sehen wir wenigstens bei der Krö-
nung in Aachen auch Heinrichs und Wibalds alten Gegner Albrecht den Bären von
Brondenbur ei dem neuen Könige; er mochte verhüten wollen, daß dessen Gunst
auch seinen Widersachern zu seinem eigenen Schaden zuteil werde (vgl. Hasse,
a. a. O., S. 332 f.). Heinrich dem Löwen folgtten ferner sein Schwager Herzog
Berthold von Zähringen, mit dem Friedrich bald nach seiner Wahl einen Verttag
zu gegenseitiger Hilfeleistung in Burgund abschloß, sowie die welfischen Parteigänger
« Böyern: die Wittelsbacher, Ottokar III. von Steiermark, Graf Konrad II. von
Dachau, ein Schwestersohn Welfs, die alle sich bald als bevorzugte Umgebung Kömg
Friedrichs wiederfinden (Jastrow, Friedrich I. und die Parteien; D. Zeisschr.
s. Gesch.-Wiss., Bd. X (18931, S. 297 ff.). Endlich war ein Schwager Freedrich,
Herzog Walkuris von Oberlothringen, dessen natürlicher Verbündeter. Auch ihn
dürfen wir in Frankfurt vorausseßen, obwohl über die dort anwesenden Fürsten
leider keine Urkunde authentisches Zeugnis ablegt.
Ebensowenig ist uns überliefert, welches die Fürsten waren, die zur Wahlhand-
lung einluden. ir haben darüber nur die nichtssagende Meldung Wibalds an die
Mönche von Hastiäms (367. Ep. Wibaldi, p. 495): principes regni nostri nos
colloquinm suum, ubi de ordinatione futuri regis agetur, per litteras evocaverunt.
Der Sache nach können das nur diejenigen Fürsten sein, die schon wegen der Et-
hebung Friedrichs übereingekommen waren.