III. Buch, II. Kapitel. 585
In betreff des Todestages Hadrians IV. gehen die Berichte ziemlich weit aus-
einander. In einem Briefe Friedrichs I. an König Heinrich II. von England setzt
jener den Tod Hadrians auf den 30. August = 3. Kal. Septembr. (M. G. Leg. II,
P. 119); nicht sehr verschieden davon verlegen ihn die An. Reichersp., p. 466 auf
den 31. August, II. Kalend. Septembr. — Auf der anderen Seite melden An. S.
Disib., p. 29: Mense Oetobri obüt Adrianus papa und Romuald. Salern., p. 430:
Interea Hadrianus papa .mortuus est .. anno .MCLA. Indict. VIII, primo
die Februarü. — Trotz dieser Angaben aber steht als Datum für den Todestag
Hadrians IV. der 1. Septem ber 1159 mit vollkommener Sicherheit nach folgen-
den übereinstimmenden Quellen fest: 1. Ep. Alexundri III. ad archieep Januensem
ap. Annales Januenses, Muratori Scr. r. Ital. VI. p. 273; 2. Chronicon Fossae
Novae ap. Ughelli. Italia sacra, I, p. 466“; 3. Rage v. IV, 52; 4. Ep. Alexandri IV.
ad Bonnoniensem ecclesiam ap. Ragev. IV. 61; 5. Ep. Cardinalium Victoeris ap.
Rage v. IV, 62; 6. Ep. canonicorum S. Petri Romae ap. Ragev. IV, 76; 7. Ep.
imperatoris ad a. episc. Salisburgensem M. G. Leg. II, p. 117; 8. Hugo Ratis-
Ponensis ap. Boehmer, Fontes, III, p. 490; 9. Continuatio Admuntensis M. G. Ss.
VI, p. 582; 10. Annales Halesbrunnenses das. XVI, S. 14; u. a. m.
Da die Konkordienformel, die das gesamte Kardinalkollegium nach dem Tode
Hadrians IV. in bezug auf die neue Papstwahl beschwor, in einem offiziellen Akten-
stücke (Ep. cardinal. Victor. ap. Ragev. IV, 62) ihrem Wortlaute nach mitgeteilt
wird, so darf man ohne starke Gegengründe an ihrer Richtigkeit nicht zweifeln. Die
alexandrinische Partei erwähnt ihrer — aus sehr erklärlichen Motiven — niemals. —
Hefele (Konziliengesch. V, S. 508 f.) sucht zwar ihre Unrichtigkeit nachzuweisen, aber,
wie ich meine, ohne jeden Erfolg. Daß weder Viktor noch seine Partei später der
Sache wieder gedachten, ist sehr natürlich, weil ja durch diese auch Viktors Wahl
ungültig gemacht wurde. (Vgl. Text, S. 231.) Die übrigen Gründe Hefeles aus
dem — uns in seinen Einzelheiten ganz unbekannten — Verhältnis beider Parteien
im Kollegium vor der Wahl, mit „Es ist doch nicht glaublich", und „die Moajorität
durfte das nicht tun“, sind, wie jeder Historiker von vornherein wissen wird, ohne
irgendwelchen Wert. Auch genügte ja die einfache Majorität im Kollegium, deren
höchstens, wie die Verhandlungen bei der Wahl zeigen, die klerikale Partei vorher
sicher war, nicht zu rechtmäßiger Papstwahl. so daß auch diese Partei zum Kom-
promiß geneigt sein mußte.
Über das Stimmenverhältnis im Kardinalkollegium nach Sprengung der
Mittelpartei sagt die amtliche Epistola Concili#l Papiensis, M. G. Leg. II, 125: Pro-
batum est, quod eo tempore, quo electio Romae celebraretur, erant in urbe tantum
modo XXI cardinales. Cardinalis autem S. Petri ad Vincula erat Anagniae in-
firmus, qui consensum et voluntatem suam aperuit etc. Ex quibus omnibus car-
dinalibus, cum dominus Victor (tunc Octauianus) et Rolandus segregati fuissent,
remanserunt tantum viginti electores, duorum novrem .. dominum Vietorem
elegerunt. — Ahnlich berichten Ep. Eberhardis Bambergensis episc. ad Eberhardum
Salzburgensem a. episc. ap. Gretser, Opera, VI., p. 576 (unter den zehn oktavia-
nischen Kardinälen sind jedenfalls Oktavian selbst und der Kardinal S. Petri ad V.
mit inbegriffen) und Otto Sanblasianus, cap. 13, p. 309. — Die Angabe der vik-
torischen Kardinäle (Ragev. V. 62), vierzehn Kardinäle hätten für Roland,
neun für Oktavian gestimmt, ist in jener ersten Zahl (XIV. statt XI.) wohl nur
Fehler eines Abschreibers. — Diesen Zeugnissen steht dasjenige des glühend alexan-
drisch gesinnten Gerhohus Reicherspergensis (M. G. Se. XVII. p. 466) entgegen, daß
nur sieben Kardinäle, und auch diese nur halb und halb auf Seiten des Oktavian ge-
standen hätten. Ich glaube aber, daß die genauen statistischen Angaben der aller-
dings kaiserlichen, aber doch gemäßigten Morena, Eberhard und Otto von Sanblasien
den Vorzug verdienen.
Daß zuletzt die Stimmenverteilung = alle gegen drei gewesen ist, wissen wir
allerdings nur aus antikaiserlichen Berichten. Doch sind sie zuverlässig, da auch nur
die drei in ihnen genannten Kardinäle sich für Viktor unterschreiben (Rage v. IV, 62).
Die Quellen, die jenes Faktum erzählen, sind: 1. Ep. Alexandri III. ad archiepisc.
Jan. ap. Ann. Januens., p. 273; 2. Chr. Fossae Novae, p. 466“; 3. Cardinalis Ara-
Fonius in Vita Alexandri III. ap. Muratori Scr. r. It. III. 1, p. 448; 4. Ep. Alex. III.