594. Kritische Erörterungen zum dritten Buche.
Folgende Quellen geben den 1. März als den Tag der Übergabe Moilands an:
Ep. imperatoris ad arep. Salzburg., M. G. Leg. II, 132; Ep. imperatoris ad Ivonem,
Bouquet, Rec. XVI, p. 689; Ep. imp. ad Romanum Gurcensem episc., Gretser.
Opera VI., p. 582; Ep. Burchardi ad abbatem Sigeburgensem, Muratori Scr. VI,
p. 916; Chron. Befia Colon., p. 110 (der Epist. Burchardi entlehnt); Acerbus. Mor.,
p. 637; Codagnelli Libellus tristitige ech Holder-Egger (Schulausgabe), p. 53;
Annales Floreffienses M. G. Ss. XVI, p. 624 (fälschlich unter 1163); Annales S. Jacobi
Leodiensis ebendas., p. 642; An. Med. Min., p. 395; An. Cremon., p. 802; Sigeb.
Auct. Affligem., p. 405; Continuatio Claustro-Neoburgensis secunda M. C. S8.
IX, p. 615. — Weit an Ausführlichkeit wie an innerer Glaubwürdigkeit für Jtalien
treten gegen diese Angaben die abweichenden zurück, nämlich die An. Reiche mperg,
E 468 (in idibus Martü) und die Annales Ratisponenses M. G. Ss.XVII., p. 587 (3 Kal
artü). Sie können natürlich das übereinstimmende Zeugnis aller anderen Duellen
nicht entkräften. — Das Datum der Urkunde bei Muratori, Antiquitates Italise,
VI, p. 259: datum Papiae post destructionem Medicolani V. Kalend. Martü muß
wahrscheinlich heißen: V. Kalend. Mali. — Gar kein Datum geben Ann. Me d., p. 374.
Über die Zerstörung Mailands am 18. März: Acerbus Morena, p. 637; Annals
Seligenstadenses M. G. Ss. XVII, p. 32; An. Placent. Guelfi, p. 413 (mense Martü in
ultima hebdomada). — Die Annales Parchenses M. G. Ss. XVI, p. 606 nennen den
24. März (9Kal. Aprilis) als Anfangsdatum der Zerstörung; die An. Reichersp., p. 168
(ihre Chronologie in betreff Mailands ist überhaupt sehr falsch) sogar den 2. Apul; die
An. Mediol. Brev., p. 390 den 8. März. Doch könnnen diese voneinander abweichenden
Angaben das übereinstimmende Datum der drei ersten Quellen nicht ungewiß machen.
Während die Epistt. imp. ad Ivon., p. 690 und ad Roman., p. 582 und Gerta
Frid. I. in Lomb., p. 53 f. sich nur in allgemeinen, rednerisch ausgeschmückten Phrasen
über das Zerstörungswerk ergehen, schildert Acerb. Mor., p. 637 den Hergang genauer.
Er beschreibt die Verteilung der Stadtviertel unter die Abteilungen der Lombarden,
und in wie kurzer Zeit sie fertig geworden et, ut vere opinor, quinquagesima pers
Mediolani non remansit ad destruendum. Remansit tamen totus murus civitatm
circumdans, qui adeo bonus et de magnis lapidibus confectus fuerat et qussi C#
turribus decoratus, quod etc.; remansit quoque campanile Ecclesiae Maioris mirse
pulchritudinis maximaeque altitudinis et admirandae latitudinis quale nunquem
dicitur fuisse in Italia etc. — Vgl. Theod. Mon. Palid., p. 92 = Saächs. Wellchron.,
S. 225; An. Egmundani M. G. Ss. XVI. p. 462; An. Cameracenses ibid., p. 531;
An. S. Jacobi Leod., p. 642; An. S. Disib., p. 30 (ganz wie Morena); An.
Reichersp., p. 468 (ähnlich wie Morena); An. Ratispon., p. 587; Annaks
Ellnomenses Maiores M. G. Ss. V. p. 15; Vincent. Prag., p. 680; An. Med. Min.,
p. 394; Sigeb. Auct. Afflig., p. 405 (ähnlich wie Morena); An. Laubiens.
p. 23lfähnlich wie Morena); Helm. I., 90; Burch. in Chr. Ursp., p. 353.—
Ganz unrichtig ist jedenfalls die von keinem anderen Geschichtsschreiber bestätigle
Nachricht des höchst parteiischen, von dem Schauplatze dieser Ereigisse weit entfernten
Romualdus Salernitanus (M. G. Ss. XIX, 433): der Kaiser hätte der Stadt und
dem Vermögen ihrer Bürger zuerst Unverletzlichkeit zugesagt und dann sein Ber-
sprechen gebrochen. Wie gesagt, Ann. Iled. selbst wissen nichts hiervon.
Chronica varia Pisana ap. Ughelli, Italia sacra III., p. 868 (fälschlich unter 1163,
die Zeitrechnung dieser Chronik ist hier überhaupt um ein Jahr voraus) berichten:
Ambasciatores Pisani Communis ab imperatore Friderico vexillum receperunt et
spatham pro investatione imperatoria super omnes civitates Thusciae. — Chron.
Regia Colon., p. 104 erzählen diese Demütigung Welfs als auf der Kurie zu Parma
im Jahre 1160 geschehen. Eine solche Kurie ist uns gänzlich unbekannt. Auch et-
scheint Welf im Jahre 1161 noch in Regierungstätigkeit in seinen italienischen Le-
sitzungen (Muratori, Antichitaà Estensi, I, p. 298). Es läßt sich aber auch leicht nach-
weisen, daß dieses ganze Stück der Chron. Regia Colon. in das Jahr 1162 gehöre.
Was liegt da wohl näher, als daß wir annehmen, jene große Kurie zu Parmoa sei
keine andere, als die zu Pavia, und die Namensverwechslung sei ein — hier sehr
leichtes — Versehen des Abschreibers. — Dann, übrigens auch vom Jahre 1162
Chron. Regia Colon. Max., p. 112. — Entscheidend ist die kaiserliche Urkunde über
den Vorgang vom 9. April 1162; St. Nr. 3963.