III. Buch, V. Kapitel. 603
8. Der gleichzeitige Appendix ad Ruügevinmm (Schulausg. S. 277) bestätigt,
daß sämtliche anwesende Fürsten den vom Kaiser verlangten Eid haben schwören
müssen. Albert von Freising wollte es nicht tun, später aber mußte er doch schwören,
Paschal treu zu bleiben, solange das Reich diesem anhinge und er die Regalien be-
halten wolle. — Was Albert von Freising betrifft, sind wir über ihn durch Quelle 2
ausführlicher unterrichtet.
9. Sigeberti Continuatio Aquicinctina ist in ihrem betreffenden Teile späte-
stens 1190 geschrieben; sie teilt S. 414 f. die Enzyklika des Kaisers mit und fährt
dann fort: Alle Erz-- und Bischöfe, Abte und Fürsten des Reiches unterschrieben die
Urkunde und leisteten den verlangten Eid; nur einige (aliqui) nicht. Hierdurch wurde
der Kirchenstreit verstärkt usw. — Es ist diese Continuatio von einem Zeitgenossen
nach den Berichten von Augen= und Ohrenzeugen niedergeschrieben. Steht der Ver-
fasser — ein Mönch — auch im ganzen auf der Seite des Kaisers, so tadelt er diesen
doch häufig mit großer Schärfe (Bethmann in den M. G. Ss. VI. p. 280 f.). Auch
diese so schätzenswerte Chronik stimmt also mit 1, 3, 6, 7, 8, 12 überein, daß fast alle
deutschen Fürsten sich dem Kaiser angeschlossen haben.
10. Nicht minder berichtet die Continuatio Claustro-Neoburgensis III. (aus
dem Anfange des 13. Jahrhunderts), p. 631: Item Fridericus imperator Rome-
norum compulit omnem clerum iurare cuidam Guidoni, quem sibi elegerat in
Papam; und
ebenso sagen die Annales S. Rudberti Salisburgensis (in diesem Teile 1186
verfaßt; Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen, 2. Aufl., S. 433), S. 776:
Imperator in curia Wirziborch principes regni Guidoni schismatico iurare Ccompulit.
12. Die sehr zuverlässige, aber etwas staufisch gefärbte Chronica Regia Colo-
niensis, die gleichzeltig von dem kaiserlichen Notar Burchard verfaßt wurde (Watten-
bach, M. G. Ss. XVII, p. 499 f.), enthält p. 116 folgende Angaben: Der Kaiser hielt
Pfingsten zu Würzburg einen sehr besuchten Reichstag, auf dem er und alle Fürsten
schworen, daß sie Paschal nie verlassen würden; Reinald aber und die übrigen Electi
wurden am 27. Juni geweiht. — Es ist in diesem Berichte hervorzuheben, daß er
alle Fürsten dem Paschal schwören läßt.
13. Ein Brief des Kardinals Otto an Erzbischof Thomas von Canterbury, am
Anfange des Jahres 1165 geschrieben (Bouquet, Rec. XVI. p. 238 f.), erzählt die
Vorgänge in Italien um diese Zeit und fährt dann fort: Der erwählte Erzbischof
von Mainz steht vollkommen auf Seiten Alexanders, worüber der Kaiser großen
Schmerz empfindet. Mit Konrad stimmen ganz und gar überein die Erzbischöfe von
Trier und Salzburg und — wie man sagt — fast alle Fürsten mit Ausnahme Reinalds
von Köln und Heinrichs von Sachsen. Der Erzbischof von Magdeburg war auf der
Heimkehr von Jerusalem durch die Sarrazenen gefangen genommen und hatte für
den Fall seiner Befreiung offenen Anschluß an Alexander gelobt. Dies hatte er jetzt
ausgeführt. — Wir müssen uns zuerst von der Wahrhaftigkeit der Angaben dieses
Schreibens überzeugen. Zuvörderst muß man die Stellung des Verfassers und des
Erzbischofs Thomas betrachten. Letzterer war von König Heinrich II. aus England
vertrieben und hatte sich auf engste an Alexander angeschlossen, von dem er Hilfe
erwartete. Diese konnte aber ihm der Papst nur leisten, wenn er eine starke Stel-
lung einnahm. So schreibt der Kardinal, auch eifriger Klerikaler, dem Vertriebenen,
was er für tröstlich für ihn hält, d. h. Berichte über die Erfolge Alexanders. Dabei
kann es ihm denn auf kleine Ubertreibungen und auf die Verwandlung eines Gerüchtes
in ein unzweifelhaftes Faktum nicht ankommen. Es ist gewiß falsch, daß Erzbischof
Hillin von Trier ebenso wie seine Amtsbrüder von Mainz und Salzburg für Alexander
eingetreten sei“). Vielmehr hatte Hillin stets auf der Seite des Kaisers und Viktors
gestanden. Hatte ihn Friedrich doch einst zum Haupte einer unabhängigen deutschen
ationalkirche ausersehen, oben S. 587!1 Er hatte sich sodann den Beschlüssen der
kaiserlichen Synode zu Pavia angeschlossen (Krit. Erört. III, Buch II x). Noch aus-
drücklicher hatte er Viktor bei Lodi zugestimmt (Reuter, Alex. III., II. S. 111).
Auch auf dem Kongreß zu St. Jean de Löne war er erschienen und hatte zu Dole
Viktor IV. noch einmal anerkannt (Text S. 274 ff.). Und jetzt würde er gewiß in den
) Gs behauptet dies auch Epist. Fastradil ad Omnibonum episc. Veronensm: Mansl, Concil.
XXI. p. 1157. Domnus Trevirensis episc. stat in unitatc.