III. Buch, V. Kapitel. 607
eifrige Anhänger Friedrichs, Reinold und Wichmann von Magdeburg, bei jener be-
teiligt, ich glaube aber nicht, daß man die Schuld daran dem Kaiser zuschreiben darf.
Denn 1. waren die beiden Prälaten machtbegierige Männer und hatten außerdem
besondere Ursachen der Feindschaft gegen Heinrich; 2. der Kaiser hatte gerade jetzt
keinen Grund, mit Heinrich zu zürnen, dem er ja auch eben den großen Dienst der
Verlobung mit der englischen Mathilde erwiesen hatte; 3. im Gegenteil mußte der
innere Zwist in Deutschland dem Kaiser, der alle Kräfte dieses Londes zur üÜber-
wältigung Italiens gebrauchte, höchst unangenehm sein; 4. hebt Helmold oft genug
die Heinrich günstige Stimmung des Kaisers hervor (II. 103, 108); 5. war der Kaises
1161 selbst für Heinrich gegen die verschworenen Fürsten eingetreten; 6. suchte der
Kaiser in der Tat vielmehr ben Streit beizulegen, wofür wir Text S. 321, Anmerk. 5)
ein ausdrückliches Zeugnis besitzen.
Zum Belege meiner Auffassung von Heinrichs Charakter in dieser Zeit verweise
ich auf Text S. 283. Die dort (Anmerk. 2#½#) zitierten Stellen des Saxo Gram., bie
natürlich übertrieben sind, lauten u. a.: Pervicaci ingenio Henrici nullis boni ssta-
bilitas serviebat. Mentiri virtutem ducebat LII. bonarum artium loco fallaciam
amplectebatur, fideem simulatione colebat, honesto utile anteferendo; auch als
hochmütig wird er von dem ihm freilich durchaus leindlichen Dänen bezeichnet. Aber
auch der englische Mönch Gervasius Cantuariensis (M. G. Ss. XXVII, 303), aller-
dings ein strenger Moralist, sagt von ihm: Henrioo cum esset genere nobilissimus
et ipsius imperatoris Consanguineus, miles optimus, stature procerius generositatum
suam et fame gloriam nimia fedavit avaritia et infidelitate. Erat enim tenazx sui,
boni cupidus alieni, superbus, elatus nimium et quocd mazime principem dedecet,
vix alieni fidem conservans alicuam. — Das Entscheidendste für mich bleiben erstens
die im Anfang des dritten Buches erwähnten Gewalttätigkeiten des Herzogs und
zweitens der Umstand, daß im Augenblicke der Gefahr (i. d. J. 1180, 1181) Heselden
Sachsen, die ihre Herzöge gegen Heinrich IV., Heinrich V., noch Konrad III. so wacker
verteidigt hatten, den Enkel ihres Lothars 40 Jahre später so gut wie gar nicht unter-
stützten. —
Kardinal Otto schreibt an Erzbischof Thomas von Canterbury (Bouquet, Rec.
XVI., p. 239): Dicunt, quia Guido Cremensis Pisis receptus est: archiepiscopus
recessit, clerus aufugit. totus populus ipsum Guidonem contemnit. — Was
bischof und Klerus von Pisa anbetrifft, so mag diese Nachricht wahr sein; das Pisaner
Volk aber hielt sich von nun an zu der Partei des Kaisers und seines Papstes. Das
Chr. Pisan., p. 174 sagt: Pisani eum Isc. Paschalem] honorifice tenuerunt, quousque
ipse cancellarius duxit eum Viterbum. Auch lauerten Pinige Monate“ später die
Pisaner Alexander III. bei seiner Rückkehr aus Frankreich auf; Epist. Johan. Saresb.
ad Thomam, Bouquet, Rec. XVI, p. 513; Epist. Alexandri ad Henricum arepisc.
Remensem ibid. XV, p. 847;: Romuald. Salern., p. 205.
Die Absetzung Konrads von Mainz berichten Chron. S. Petri Erford., p. 23. —
Das Nähere über den Ort und die Zeit der Absetzung Konrads ist uns gänzlich un-
bekannt. Doch muß sie noch in der ersten Hälfte des Hobrres 1165 geschehen sein, da
die Chron. S. Petri Erford. die Vakanz der Mainzer Kirche auf zwei Jahre angeben,
Christian aber noch 1166 vor dem Römerzuge belehnt worden ist (Chron. S. Petri
Erford. I. c. — Chr. Mont. Ser., p. 152).
Über die Vermählung Gertruds mit Herzog Friedrich sagt Chr. Mont. Ser., p. 152
(sub a. 1167—1166 vgl. oben Ve): Filius Conradi regis filiam Henrici ducis im
matrimonium sortitus est. — Helm. II, 106: Habuit autem dux ex ea (sc. Clementie)
filiam, quam filio Conradi regis dedit im matrimonium. — Die nähere Zeit der Ver-
mählung ist gänzlich unbekannt; doch hat sie wahrscheinlich im Anfange des ahes
1166 stattgesunden, da das Chr. Mont. Ler. sie als das erste Ereignis dieses res
berichtet. — Gertrud kann höchstens 16 Jahre alt gewesen sein, da Heinrich ihre
Mutter im Jahre 1118 geheiratet hatte. S. 106.