III. Buch, VI. und VII. Kapitel. 609
(Ficker, Urkundenlehre, II, 302) — nichts Verdächtiges enthält, sondern sie sowohl
aus einem viele echte Urkunden dieser Zeit enthaltenden Kopialbuche entnommen
ist, als auch nur richtige Namen und Verhältnisse anführt, so glaube ich, meine Zweifel
aufgeben zu müssen.
Theod. Mon. Palid., ver ben erneuten Einfall der sächsischen Fürsten p. 94 er-
zählt, ist allerdings der Sache der Fürsten geneigt; aber die augenblickliche Über-
macht der letzteren über den Herzog wird auch von dem welfenfreundlichen Helm.
zugegeben, wenn er II, 107 sagt: durch den Kaiser ereptus est Ldux] a oiroumventione
Principum absqueomnisuimet diminutione. Und bie zuverlässige Chron. Regia Colon.,
p. 119 läßt Heinrich fast „aufgerieben“ sein durch die Angriffe der Verbündeten.
Das Datum der dritten Kurie gibt Theod. Mon. Palid. L o. Als Ort dieser Ver-
söhnung zwischen Herzog und Fürsten nennen Helm. (II, 107) und Albert. Stad.
(p. 346) Bamberg. Ihnen gegenüber verlegt die Chron. Regia Colon., p. 120 diese
Kurie nach Frankfurt auf den ersten Juli. Es läßt sich nicht denken, daß man sich zu
Bamberg nur einen Tag aufgehalten habe und dann nach Frankfurt übergesiedelt sei;
jene Quellen nennen gerade als Versöhnungsort Bamberg, und schon die Entfernung
macht überhaupt eine so schnelle Reise unmöglich. Da also der Konflikt zwischen
Theod. M. Pal., Albert. Stad. und Helm. einerseits und der Chron. Regia Colon.
anderseits unvermeidlich ist, ziehe ich jene drei Quellen dieser einen zweifellos vor.
Bei Lacomblet, Niederrhein. Urkdb. 1, S. 297 f., findet sich eine Urkunde des Kaisers,
ausgestellt zu Wür burg am 28. Juni 1168. Es ist möglich, daß der Kaiser binnen
24 Stunden von Würzburg nach Bamberg gelangte: indes ist doch eine solche Reise
bei dem damaligen Zustande der Kommunikationsmittel unwahrscheinlich, und ich
möchte einen Irrtum im Datum der Urkunde annehmen (vielleicht IIII. Kal. Lunü
anstatt IIII. Kal. Iulii?).
Welche Bedingungen perzog Heinrich dem Wittekind von Schwalemvberg gestellt,
wird in der Epist. Henrici ducis ad. Fridericum, Martène et Durand, Veterum
scriptorum et monumentorum amplissima Collectio, II, p. 588 und ap. Jaffé,
Bibliotheca rerum Germanicarum, I. p. 595 erzählt. Beide Sammlungen setzen
diesen Brief fälschlich am. 1157; er gehört aber in das Jahr 1168. Denn in dem Briefe
wird berichtet, daß Wittekind aus Sachsen verbannt worden sei und seine Dasenburg
dem Herzog übergeben habe. Da er nun 1168 noch in Sachsen und die Dasenburg
noch in seiner Gewalt war, kann jener Brief sich erst auf das Jahr 1168 und die hier
von Helmold erzählten Ereignisse beziehen.
VII.
Auf die Verhandlungen Heinrichs II. mit den kaiserlichen Gesandten am Ende
des Jahres 1168 möchte ich die Epist. Arnulfi Lexoviensis episc. ad Alexandrum
(Bouquet, Rec. XVI, p. 670) beziehen. Animus siquidem principis nostri aliquan-
tulum ab ea, qua sanctitatem vestram olim complexus est, caritate descivit etc. —
Epist. Mathildis Boloniae comitiesae ad Ludovicum regem (ibid. p. 144) Imperator
autem se adeo regi LAngliael exhibuit benevolum. ut cum nunciis suis redeun-
tibus suos ad eum mittere non pigritatus sit: qguod fecisse duxit optimum, ne prae-
dictus rex illum aduersus vos in subsidio esse deuctum dubitaret. Nuncü equidem
redeuntes per meam terram transierunt, et ego eis locuta fui et bene ex verbis
eorum attendi, qguod rex Angliae malum vestrum perquirere nocte dieque non cessat.
Bei den Srreitigketen zwischen Waldemar und Heinrich in dem Jahre 1168
folge ich mehr dem Helmold (II, 109), als dem Saxo Gram. (p. 337—352 passim);
und zwar keineswegs aus Parteilichkeit für die Deutschen, sondern aus dem Grunde,
daß Helmold überall mit sich selbst im Einklang steht, während Saxo zuerst nur von
— wenn noch so kleinen — Erfolgen der Dänen zu reden weiß, um dann wieder
bei der Zusammenkunft Heinrichs und Waldemars zu sagen: [Henricuslob prosperos
rerum successus adeo se insclenter ac tumide gessit, ut eto., ein offenes Eingeständ-
nis, daß Heinrich gegen die Dänen im Vorteil gewesen war!
Sbilippson, Helnrich der Löwe. 39