Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

IV. Buch, 1V. Kapitel. 631 
später hat Erzbischof Engelbert (1261—74) sein Herzogtum weiter ausgedehnt. 
Weiter weist Hermann Grauert (Die Herzogsgewalt in Westfalen seit dem 
Sturze Heinrichs des Löwen, I, Paderborn 1877) nach, daß die Erzbischöfe in Köln 
die Herzogsgewalt zumeist nur in der engeren Diözese Köln und in Paderborn aus- 
geübt haben. 
Herzog Bernhard hat also rechtlich die herzogliche Gewalt nicht nur in 
demjenigen Teile des Bistums Minden ausgeübt, der rechts der Weser lag, sondern 
in den ganzen Diözesen Minden, Münster und Osnabrück (Scheffer-Boichorst, S. 204, 
und Grunert, S. 158). Allerdings war, infolge seiner Schwäche an wirklicher terri- 
torialer Eigenmacht, seine Gewalt nur illusorisch und erlosch bald selbst dem Namen 
nach; allein es verhielt sich in Ostsachsen kaum anders. — 
Was nun das östliche Sachsen betrifft, so verhielt es sich dort ganz ebenso. Ein 
förmlicher Verzicht Bernhards auf die von Heinrich dem Löwen ausgeübten Rechte, 
wie das früher meist ohne jede tatsächliche Begründung behauptet worden ist, hat 
nicht stattgefunden. Nur entbehrt der neue Herzog zu sehr der wirklichen Macht, 
um jene Rechte und Ansprüche aufrecht zu erhalten, die dann in jener Zeit der 
gärenden Rechtslosigkeit von selbst erloschen. Darin stimme ich durchaus mit 
H. Loreck, Bernhard I. der Askanier, Zeitschr. d. Harzvereins f. Gesch. XXVI 
*(1893), S. 254 ff. überein. 
Die Chron. S. Petri Erford. Mod., p. 191 geben das Datum des Erfurter Reichs- 
tages 1181 folgendermaßen an: circa festum 8S. Alartini [11. November]l. — Der 
Chronographus Weingartensis ap. Hess, Monumentorum Guelphicorum pars 
historica (1784), p. 64: intra festum S. Galli (16. Oktober] et S. Martini. — Noch 
acht Urkunden des Kaisers sind übrig, ausgestellt in Erfurt November und Dezember 
1181; St., Nr. 4327—4334. 
Über das Endurteil gegen Heinrich den Löwen sehe man Ann. Erphesf. Maj. 
I. C. — Ferner Arnold. Lubic. II, 22. Hoc tamen circa ipsum dispensatum est, 
ut patrimonium suum, ubicunque terrarum fuisset, sine omni contradictione 
liberrime ideret. — Die Sächs. Weltchron. p 231: Dar verlovede de hertoge 
Heinric alle vorderunge an sin egen unde an sin len sunder Bruneswic unde Lüne- 
borch unde dat eme darto bescheden ward, unde verswor dat lant to dren jaren. 
— Ahnlich Magdeb. Schöppenchr. ad. an. 1180: Do uordeilde he öm all syn land 
und lehen und syn eigen. wente he des nicht uth en toch mit rechte. so en behelt 
he nicht mehr wen Lüneborg und Brunschwigk, seder en schref sik sien schlechte 
nicht mehr, wen tho Lüneborg unde Brunschwiegk hertogk. — Anon. Sazxo p. 112: 
Dux vero omnem accionem de proprictatibus et feodis, exceptis Bruneswich et 
Lunenborch, et ea, quae assignata fuerant, ibi deuouit. — Wie die Weltchronik 
und ihre Nachschreiber, so lassen auch zahlreiche andere zeitgenössische Quellen die 
Allode Heinrichs durch die Achtung verloren gehen: die Ann. Aquenses p. 38; Ann. 
S. Petri Erphesf. Maj. p. 66; Chr. Ursperg.; Chr. Mont. Sereni; Otto Sanblas.: 
Arn. Lubic. II, 24. In der Tat sehen wir Heinrich seiner sämtlichen schwäbischen 
und bayerischen Eigengüter in Zukunft verlustig gehen. Nur ein Teil der sächsischen 
Allode wird ihm ausnahmsweise zugestanden. 
Die Verbannung Heinrichs auf drei Jahre geben an: Chron. Regia Colon. (Schul- 
ausgabe p. 132, 2. Rezension); Ann. Bremenses p. 857; Saächsische Weltchr. p. 232; 
die gleichzeiigen Ann. Stederburg. p. 221; Arn. Lubic. II, 22; Car. S. Petri Erpheaf. 
Maj. I. c.; dagegen die Chronica S. Petri Erford. Aod. p. 191: dona ab imperatore 
revocetur. — Ferner erzählen Roger Hovedenus (p. 146). Benedictus Petrobur- 
ensis (ap. Bouquet, Rec. XVII, p. 450) und Robertus Altissidorensis (ibid. XVIII, 
p. 250), Heinrich sei eigentlich auf sieben Jahre verbannt, nachher seien ihm aber 
auf Fürbitte der Könige von Frankreich und England, des Grafen Philipp von 
Flandern und des Papstes Alexander vier Jahre geschenkt worden. An der Er- 
wähnung des kurz vorher verstorbenen Alerander erkennt man schon die Erdich- 
tung der Engländer, die ihrem Könige Heinrich II. gern einen großen Einfluß auf 
die deutschen Ereignisse vindizieren möchten, übrigens auch sonst die fabelhaftesten 
Dinge erfinden. Ebenso märchenhaft die Gesta Heinrioi II, p. 163 f. — Sieben 
Jahre gibt auch an das Chron. S. Martini Turonensis (J.. G. Ss. XXVI, 463). Es
	        
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