Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

638 Kritische Erörterungen zum fünften Buche. 
Dissert. vom Jahre 1856). — Als sicheres Datum für seine Heimkehr steht fest, daß 
er am 20. Januar 1191 bei Heinrich VI. in Lodi weilte (St. Nr. 4669; vgl. Bloch, 
S. 86); die Hamburger Urkunde, angeblich vom 24. Dezbr. 1190 [Lappenberg, 1, 
Nr. 2921, gehört zu dem gleichen Datum 1191). Also wird er im März 1191 in 
Holstein erschienen sein. Auf der anderen Seite ist als ziemlich sicher erwiesen, daß 
der Zug des Herzogs Bernhard im Jahre 1192 (Ende Februar; Arn. Lub. V, 16) 
stattfand (unten III, d): folglich müssen alle die Kämpfe, die Arnold von Lübeck als 
zwischen der Ankunft Adolfs und jenem Zuge Bernhards in Nordsachsen geschehen 
berichtet, in das Jahr 1191 fallen. 
III. 
a Über die Flucht des jungen Welfen Heinrich aus dem kaiserlichen Lager in 
Sizilien gibt es eine Menge abweichender Nachrichten. So erzählt Arn. Lub. V, 5. 
jener sei schon in San Germano aus dem Heere des Kaisers entflohen. Aber hiern 
widersprechen ihm die Sächs. Weltchron., p. 234, die An. Stederb., p. 224 und die 
An. Reinhardsbr. p. 60, von denen besonders die ersten zwei dem Arn. Lubio, an 
Glaubwürdigkeit voranstehen, und die übereinstimmend die Flucht Heinrichs aus 
dem Lager vor Neapel stattfinden lassen. Hierfür spricht auch die Art, wie das 
Chr. Magni Pr. Reich., p. 519 die Sache erwähnt. Wenn nun die An. Reinhardsbr. 
I. c. den jungen Heinrich wirklich in Gemeinschaft mit den Neapolitanern den Kaiser 
bekämpfen lassen, so ist das jedenfalls nur einer der zahlreichen Irrtümer dieser 
Annalen, deren Verfasser ein höchst unkritischer und verwirrter Kopf gewesen zu 
sein scheint. P. Schwartz' Beweisführung (Die Fürstenempörung von 1192 
und 1193, Rostocker Diss., 1879 S. 38 Anm. 1), daß der jüngere Heinrich nicht in 
Rom gewesen, hat mich um so weniger überzeugt, als das ausnahmsweise günstige 
Korioileg, das der Papst gerade damals, am 5. August 1191, Heinrich dem Löwen und 
dessen Söhnen erteilt, offenbar auf die Anwesenheit des jüngeren Heinrich hinweist. 
b Daß die Kaiserin vor dem Aufheben der Belagerung von Neapel gefangen 
worden sei, melden übereinstimmend: An. Marbac., p. 62; Otto Sanblas., cap. 37; 
An. Reinhardsbr., p. 59; Guilelmus Neubrigensis V, 7 (Bouquet, Rec. XVIII, 
p. 47); Gisleb. Hannon., p. 575; An. Ceccan., p. 289; An. Casin., p. 315; Cont. 
Aquicinct., p. 412; An. Stederb., p. 224; Arn. Lub. V, 6. Diesen übereinstimmenden 
Angaben gegenüber muß die Darstellung der Gesta Ricardi. p. 130 zurücktreten, als 
hätten die Salernitaner die Kaiserin erst nach dem Rückzuge des Kaisers aus Sizilien 
ausgeliefert. — Unbestimmt lassen den Zeitpunkt: Chr. Magni Pr. Reich., p. 518; 
Ryccardus de S. Germano (M. G. Ss. XVI, 326); Petrus d’'Ebulo (Gius. del Re. 
Cronisti e Scrittori della dominazione Normanna, I, p. 415 ff.), der die Gefangen- 
nabme sehr ausführlich beschreibt. 
c Gisleb. Hanon., p. 574 gibt an, daß Heinrich VI. bis zum Juli und August 
Neapel belagert habe. Die Cronica di Sesto (Meo, Annali di Napoli. XI, 46) be- 
zeichnet den 24. August als Tag, wo der Kaiser von Neapel abzog. — Ryccar. 
d. S. Germ. I. c. spricht zwar aus, der Kaiser sei im September aus dem sizilischen 
Reiche nach Deutschland zurückgekehrt; aber dies verträgt sich mit der obigen Be- 
stimmung sehr gut: denn wenn der Kaiser Ende August die Belagerung aufhod, 
dann den 225 km betragenden Rückweg bis Spoleto zurücklegte, überdies inzwischen 
einige Zeit in San Germano krank lag, so mußte es längst September sein, als er 
die neilhiche Grenze überschritt. — Wenn die An. Reinhardsbr., p. 60 meinen, zehn 
Monate habe die Bestürmung Neapels gedauert, so widerspricht dies schlechtbin 
allen übrigen Nachrichten. Und wenn Otto Sanblas. 1. c. erzählt, der König von 
Frankreich (der im Oktober nach Apulien kam), habe den Kaiser noch vor Neapel 
getroffen, so wird er durch den ausführlichen und zuverlässigen Bericht der Gesta 
Ricarcli von Philipp Augusts Reise aus Palästina widerlegt, aus dem wir ersehen, 
daß die beiden Fürsten nur durch Gesandte verkehrten. 
2 Der Beginn der Belagerung Lauenburgs durch berzog Bernhard wird von 
e 
Arn. Lub. V, 16 angegeben: circa cathedram B. Petri. — Abel (König Philipp der 
Vohenstause, S. 304) und nach ihm Prutz (Heinrich der Löwe, S. 418 f. sowie
	        
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