V. Buch. III. Kapitel. 639
Bloch, S. 87) setzen dieses Ereignis in das Jahr 1193. Aber es ist vielmehr in das
Jahr 1192 zu setzen, da 1. der Kriegszug der drei verbündeten Fürsten offenbar eine
Folge des am Ende des vorhergehenden Jahres zu Goslar gefaßten Beschlusses der
sächsischen Fürsten war; 2. nach dem Scheitern des großen Fürstenbundes gegen den
Kaiser (Ende 1192) überhaupt sonst keine Spur eines Kampfes zwischen Heinrich
dem Löwen und seinen Gegnern vorhanden ist; 3. durch die Worte Arnolds l. c.:
Bernhardus dux videns, quod Adolfus comes prosperatus in via sus Lubecam
obtinuisset et Stadium, sperans per eum plurimum praevalere in terra . vallat
Lauenburg, deutlich darauf hingewiesen wird, daß diese Erfolge des Grafen, die er
im Jahre 1191 erlangt hatte, kurz dem Kriegszuge Bernhards vorhergehen; 4. es
nicht glaublich ist, daß Graf adol den Herzog Bernhard gegen Lauenburg unter-
stützt, während ihm selbst ein Angriff des dänischen Königs unmittelbar bevorstand
(s. Text S. 537 f.). Aus allen diesen Gründen muß der Feldzug im Jahre 1192
stattgefunden haben.
Gisleb. Hanon. p. 578 schdert die Beurteilung der Lütticher Bischofsangelegen-
heit auf dem Wormser Reichstage (1192) folgendermaßen: Quod quidem iudicium
domno Brunoni Coloniensi electo et d. Conrado Magunciensi archiepiscopo et d.
IJohanni Trevirensi ae., et Monasteriensi, Metensi, Tullensi, Argentinensi, Spirensi,
Herbipolensi, Balbobergensi, Basilensi episcopis commissum est. Sententiam
autem Monasteriensis episc. protulit et inde alios omnes sequaces habuit, quod
episcopatus Leodiensis in manus domni imperatoris devenisset, dandus ad volun-
tatem suam etc. — Vgl. Chron. Regia Colon., p. 153; An. Marbac., p. 62.
Nach der Darstellung uvels (König Philipp der Vobonftause) wären die gegen
den Kaiser verschworenen Fürsten in der Tat auch mit König Richard von England
in Verbindung getreten; hiervon ist indes kein Anzeichen vorhanden. Denn daß
Richard sich zu Heinrich den Löwen nach Sachsen durchschleichen wollte (Cont.
Aquicinct., p. 430), ist deshalb noch nicht verdächtigend, weil dieser Weg ja wirklich
der kürzeste und sicherste an das Gestade der Nordsee war. So kann ich Richard keine
Rolle bei dieser Verschwörung zuschreiben, außer daß er später durch die Verkettung
der Umstände ein Mittel wurde, um den Frieden zwischen den Fürsten und dem
Kaiser herzustellen. — Meine Erzählung von der Verschwörung stützt sich auf:Vita.
Albroti episcopi (M. G. Ss. XXV, 167 f.): Gisleb. Hanon., p. 585; An. Marbacenses,
p. 64 (fälschlich unter dem Jahr 1194): Sächs. Weltchron., p. 235; Chron. Regia Colon.,
p. 156; Gerlaci Chron. Boemense (Osterr. Gesch.-Quellen V, p. 185); Rog. Hoved.,
p. 163; Guilelm. Neubrig. IV, 37, p. 38.
Der Bericht der Annales Reinhardsbrunenses (Ausg. von Wegele, Thü-
uinger Geschichtsquellen, Bd. I. S. 64 f.) ist gänzlich unzuverlässig. Das haben
Martens (dDie Ann. Reinharc#br. als Quelle f. d. Gesch. Heinrichs VI., 1868,
S. 31 f.) und besonders Bloch (Forsch. z. Pol. Kaiser Heinrichs VI., S. 32 ff.,
97 ff.) überzeugend nachgewiesen. Weiter aber kann ich Bloch in seinen politisch-
historischen Konjetturen nicht folgen, sondern halte mich streng an die zuverlässigen
Quellen. Die Ann. Marbacenses I. c. sagen ausdrücklich: Facta est coniuratio
valida adversus imperatorem, antequam iret secundo in Syciliam, perorien
tales Saxzones et inferiores terre principes et per episcopos Maguntinum
et Coloniensem. Damit ist die hervorragende Teilnahmec ostsächsischer Fürsten an
der Verschwörung hinreichend erwiesen.
Die Geschichte der Gefangennehmung Konig Richards wird unter den ver-
schiedensten, häufig sehr romanartigen Ausschmückungen erzählt von: dem Chr.
Magni Pr. Reich., p. 519 f.; (huonr. Schir., p. 631: An. Marbac., p. 63; Otto Sanblas.,
cap. 38; Guilelmus Brito (Bouquet, Rec. XVIII v. 330 ff.), p. 166: Rog. Hoved.,
bt 158 ff.; Rad. d. Dic., p. 281: Gervas. Cantuar. p. 306: Chr. Ursp., p. 364; 232;
ug. Cont. Weing., p. 477 f.; u. a. m. Ich meine, daß man keinem anderen Berichte
glauben darf, als demjenigen, der in dem Briefe Heinrichs VI. an Philipp II. August
enthalten ist (Koger Hoved., p. 159; Guil. Neubrig. IV, 32, p. 35, nach ihm die Erzählung
bei Rigord., p. 37 und Guil. Neubrig. IV, 31, p. 35) und dann dem, was Coggeshale
in seinem Chronicon (Bouquet, Reo. XVIII. 71 f.) nach den Aussagen von namentlich
aufgeführten Begleitern des Königs und Augenzengen dieser Szene überliefert.
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