Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

4 Erstes Buch. Einleitung. 
gleichfalls unter der Einwirkung der Kaiser, von denen ja seine Ernennung 
ausging. So mußten die Päpste auch nach weltlichen Bundesgenossen sich 
umsehen. Und in der Tat wußten sie sich in Deutschland selbst Anhänger zu 
schaffen in allen den Großen, die die Bedeutung des Königtums zu schwächen 
suchten, um auf dessen Trümmern ihre eigene Macht und Unabhängigkeit zu 
begründen. So wütete der Krieg in Deutschland zwischen dem Könige und 
den Fürsten, in Italien zwischen dem Kaiser gewordenen Könige und dem 
Papste zwei Jahrhunderte hindurch; indes gewann die anticäsarische Partei 
immer mehr die Oberhand. Eines der mächtigsten deutschen Geschlechter nun, 
die im Bunde mit der klerikalen Partei gegen das Königtum stritten, war das 
der Welfen. 
  
Im jetzt württembergischen Teile des Algäu, etwa 20 Kilometer vom 
Bodensee, liegt in der Nähe von Ravensburg ein Dorf, dessen Gründung in 
die frühesten Zeiten zurückgeht, und das deshalb schlechthin das alte Dorf, 
Altorf, genannt wurde'). Auf einer mit Weinpflanzungen bedeckten Anhöhe 
bei diesem Dorfe erhob sich eine Burg, der Sitz eines uralten, freien und edlen 
Geschlechtes, der Herren von Altorf, deren Ursprung sich in die dunkelste Vor- 
zeit verliert. 
Der Eifer serwiler oder patriotischer Schriftsteller hat nicht eher geruht, 
als bis er mit Aufwand staunenswürdiger Gelehrsamkeit die glorreichen An- 
fänge des altorfischen Hauses in den ersten Zeiten der germanischen Geschichte 
aufgefunden und durch diese Entdeckung ihre welfischen Brot= und Landes- 
herren mit höherem Glanze umgeben hatte'"). Weil Vater und Bruder des 
Skyrenkönigs Odoaker Edeko und Onulf hießen und die Namen Eticho und 
Wulf im Geschlechte von Altorf häufig wiederkehren, mußten jene welt- 
umstürzenden Fürsten die Ahnherrn des altorfischen Geschlechts sein! Daß in 
späterer Zeit, im 12. Jahrhundert, die Altorfer oder, wie ihr berühmterer 
Name lautet, die Welfen einige Besitzungen im schwäbischen Ammergau 
  
6) Far die Urgeschichte der Welfen konnte ich, auf den bisherigen Forschungen fußend, 
die Werke von Eichhorn (Urgeschichte des erlauchten Hauses der Welfen, Hannover 
1816); Böttiger (Heinrich der Löwe, Hannover 1819) und C. F. Staelin 
(Birtembergi ße Geschichte, Bd. I, II. Stuttgart und Tübingen, 1845, 1847), und 
esonders die Materialiensammlungen von Muratori (Antichità Estensi I, Mo- 
dena 1717) sowie Scheidt (Origines Guelficae I. und II., Hannover 1750, 1751) be- 
nutzen. Doch weiche ich von den Ansichten aller dieser Schriftsteller in ziemlich wich- 
tigen Punkten ab. Mit viel Phantasie und Namenspielereien ganz unscherer Natur 
ert Emil Krüger vor (Der Ursprung des linheuen. Wolfenbüttel 1899). Die 
7 eit ist leider unbrauchbar. — Dagegen sehr nützlich: Friedr. Schmidt, Die 
Anfänge des welfischen Geschlechtes (Hannover 1900). 
½%% Noch in neuerer Zeit stellte man den Zusammenhang der Welfen mit den Königen 
der Skyren als völlig gewiß hin. (W. Havemann, Geschichte der Lande Braun- 
schweig und Lüneburg, I. Lüneburg 1837, S. 64 f.)
	        
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