Kreuzzug gegen die Wenden. 93
von Corvey zur heiligen Pflicht machte, an solchem teilzunehmen*). Noch
mehr Eindruck brachte es natürlich hervor, als der Papst ganz im allgemeinen
zu dem Slawenkampfe aufforderte"“).
Eine solche Auffassung des Wendenkrieges freilich, wie sie der Papst und
der heilige Bernhard hegten, teilten die sächsischen Fürsten, Herzog Heinrich
voran, nicht im mindesten. Denn sie alle gedachten hauptsächlich diese gute
Gelegenheit zu benutzen, um sich ohne besondere Mühe ein Verdienst um die
Religion zu erwerben und dabei ihre eigene Macht durch neue Eroberungen
auszudehnen und zu erhöhen. Zwar mag durch eine solche Auffassung des
Kampfes viel von der Begeisterung und der unwiderstehlichen Kraft verloren
gegangen sein, die starke religiöse Antriebe verleihen, vielleicht ist der
ungünstige Ausgang des Unternehmens dadurch verschuldet worden; man
kann dies nicht geradezu ableugnen: doch ist von der anderen Seite wohl
zu bedenken, daß die wirklich aus frommer Begeisterung hervorgegangenen
großen Kreuzzüge, mit Ausnahme des ersten, gleichfalls alle mißglückt
sind“).
Indessen hatte König Konrad mit Ludwig VII. die Art und Weise des Anf. Mai
Zuges nach Palästina beraten und abgesprochen und war dann von Bamberg
nach der ungarischen Grenze ausgebrochen; sein Heer zählte 70 000 Mannf).
Außer den schon oben Genannten begleiteten ihn von hervorragenden Per-
sonen noch der Herzog von Lothringen, die Grafen von Flandern und Plötzke,
die Bischöfe Udo von Naumburg-Zeitz und Otto von Freising #), ein noch
mehr durch Geist und Gelehrsamkeit als durch Geburt hervorragender Mann,
obwohl er ein Bruder Heinrichs Jasomirgott und ein Halbbruder des Königs
Konrad war.
Jetzt sammelte sich auch allmählich das gegen die Wenden bestimmte
Heerssf#), und zwar zu Hagen bei Germersleben an der Bode. G spaltete sich
in zwei verschiedene Abteilungen. Die eine, zahlreichere, umfaßte Erzbischof
Friedrich von Magdeburg, die Bischöfe Werner von Münster, Reinald von
Merseburg, Rudolf von Halberstadt, Wicker von Brandenburg, Anshelm von
Havelberg und endlich Heinrich von Mährens), den Abt Wibald von Corvey,
die Markgrafen Albrecht von Brandenburg mit seinen Söhnen Otto und
Hermann sowie Konrad von Meißen, die Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen-
Sommerschenburg und Hermann bei Rhein, sowie viele andere Grafen und
% 156 Ep. Wib.; Jaffé, S. 243.
7. urhunde Eugens bei Boczek, Cod. dipl. Morav., I, p. 244 f.; Jaffé, Reg. Pontif.,
r
Krit. Erört. IT i.
1) 9 Leffa, Konr. III., S. 121—125. — Ganz unglaublich ist die Angabe der Annales
auli Virdunenses M. G. S8. XVI, p.501, es seinen aller nach Palästina ziehenden
re — deusscher, französischer usw. — 650 000 gewesen!
eod. Mon. P . 82.
9 Krit. Erört. ð
5 Siehe Vincent. Prag., p. 663.
lid.,