Full text: Das Friedensangebot der Mittelmächte.

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belastet sind. Kann England irgend einen Beweis dafür erbringen, daß 
Deutschland vor der Auslegung des englischen Minenfeldes in der Nordsee 
Minen anderswo als an der deutschen und englischen Küste und in den 
Zufahrtsstraßen zu den englischen Gewässern nach entsprechender Warnung 
an die Neutralen gelegt hat? Ist nicht der deutsche Unterseebootkrieg 
lediglich eine Vergeltungsmaßregel gegen die englische Aushungerungspolitik? 
Ist es den Engländern unbekannt, daß Paris eine Festung war, die von 
Deutschland regelrecht nach den Gesetzen des Krieges belagert wurde? 
Ist den Engländern bekannt, daß es russische Gefangenenlager gibt, in 
denen während des Krieges viele Tausende deutscher Gefangener elend zu- 
grunde gingen, in Jotzki allein 17000? Weiß man in Europa, daß in 
manchen Gefangenenlagern die Leichen der Verstorbenen in gefrorenem Zu- 
stande übereinandergestapelt vor den Lagern aufgeschichtet wurden? Warum 
erwähnt die Reuter-Note zwar den „Lusitania“-Fall, nicht aber die Pogroms 
in Johannesburg, London und Moskau, den „Baralong“-Fall, den „King 
Stephen“, den Fall Felice Pfadt, die Erschießung unschuldiger deutscher 
Kaufleute in Marokko, die Ermordung des deutschen Botschaftsbeamten 
Kattner unter den Augen und mit Billigung der russischen Polizei? Warum 
beschäftigt sich die englische Presse nicht mit den englischen Anerbietungen 
über Belgien im Jahre 1887? Warum vermeidet man, zu gestehen, daß 
die englische Regierung zweierlei Interpretationen des Völkerrechts kennt, 
je nachdem die eine oder die andere ihren Interessen nützlich ist? _ Warum 
verbot man in England die Veröffentlichung der belgischen Gesandtenberichte 
über die Einkreisungspolitik Englands? Schämt man sich seiner eigenen 
Taten?‘ — 
16. Nach einer Meldung desk.k. Telegr.Korr.Bür. Wien richtete 
am 23. 1. 17 Präsident Wilson an den Senat der Vereinigten 
Staaten folgende Worte über den Frieden, die als Note auch an 
alle Regierungen, kriegführende und neutrale, gelangten: 
„Meine Herren vom Senat! Am 18. Dezember vorigen Jahres habe 
ich an die Regierungen der gegenwärtig kriegführenden Staaten eine gleich- 
lautende Note gerichtet, in der sie ersucht werden, die Bedingungen, unter 
denen sie den Friedensschluß für möglich halten, genauer festzulegen, als 
dies bis dahin von irgend einer kriegführenden Gruppe geschehen war. Ich 
sprach im Namen der Menschheit und der Rechte aller neutraler Staaten. 
zu denen auch unser Staat gehört, deren vitalste Interessen zum größten 
Teil durch die Kriegführenden fortwährend gefährdet sind. Die Mittel- 
mächte antworteten in einer Note, die einfach besagte, daß sie bereit seien, 
mit ihren Gegnern zu einer Konferenz zusammenzutreten, um die Friedens- 
vorschläge zu erörtern. Die Mächte der Entente haben viel ausführlicher 
geantwortet und, wenn auch nur in allgemeinen Umrissen, so doch mit
	        
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