Full text: Das Friedensangebot der Mittelmächte.

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der Kräfte (balance of power)? Wenn es nur ein Kampf für ein neues 
Gleichgewicht ist, wer will, wer kann die Stabilität der neuen Vereinbarung 
verbürgen? Nur ein ruhiges Europa kann ein dauerndes Europa sein. 
Nicht ein Gleichgewicht, sondern eine Gemeinsamkeit der Macht ist not- 
wendig, nicht eine organisierte Nebenbuhlerschaft, sondern ein organisierter 
Gemeinfriede. 
Glücklicherweise haben wir über diesen Punkt sehr ausführliche Ver- 
sicherungen erhalten. Die Erklärungen der beiden jetzt gegeneinander auf- 
gebotenen Völkergruppen stellen in nicht mißzuverstehender Weise fest, 
daß es nicht in ihrer Absicht liege, ihre Gegner zu vernichten. Aber es 
mag vielleicht nicht allen klar sein, was diese Erklärungen mit sich brin- 
gen. Die Auffassung hierüber mag vielleicht auch nicht dieselbe auf beiden 
Seiten des Wassers sein. Ich denke, daß es dienlich sein möchte, wenn ich 
auseinanderzusetzen versuche, was nach unserer Meinung in diesen Ver- 
sicherungen begriffen ist. Es ist darin vor allem begriffen, daß es ein 
Frieden werden muß ohne Sieg. Möge es mir gestattet sein, dies auf 
meine eigene Art auszulegen. Möge es wohl verstanden werden, daß ich 
keine andere Deutung im Sinne hatte: Ich suche lediglich die Wirklichkeit 
ins Auge zu fassen, ohne Heimlichkeiten, die nicht am Platze wären. Der 
Sieg würde einen Frieden bedeuten, der dem Unterliegenden aufgezwungen 
wird. Das dem Besiegten auferlegte Gesetz des Siegers würde als De- 
mütigung und Härte, als ein unerträgliches Opfer angenommen werden, es 
würde einen Stachel der Rachsucht und bitteres Gedenken hinterlassen, auf 
dem das Friedensgebäude nicht in dauerhafter Weise, sondern nur wie auf 
Flugsand ruhen würde. Nur ein Friede unter gleichen Bedingungen Kann 
Dauer haben. Nur ein Friede, dessen Grundprinzip die Gleichheit und 
gemeinsame Teilhaberschaft an dem gemeinsamen Nutzen ist, verbürgt die 
richtige Geistesverfassung und die richtige Gesinnung unter den Nationen. 
Er ist für einen dauerhaften Frieden ebenso notwendig, wie die gerechte Lösung 
der streitigen Gebietsfragen oder der Fragen über Rassen- und Stammeszusam- 
mengehörigkeit (racial and national allegiance). Die Gleichheit der Nationen, 
auf die der Friede, wenn er dauerhaft sein soll, gegründet sein soll und 
gegründet sein muß, muß die Gleichheit der Rechte sein. Die gegenseitigen 
Bürgschaften dürfen einen Unterschied zwischen den großen und kleinen 
Nationen, mächtigen und schwachen Völkern weder ausdrücklich anerkennen, 
noch stillschweigend in sich begreifen. Das Recht muß gegründet sein auf 
die gemeinsame Kraft, nicht auf die individuellen Nationen, von deren Zu- 
sammenwirken der Friede abhängen wird. Eine Gleichheit der Gebiete 
oder Hilfsmittel kann es natürlich nicht geben, ebensowenig irgend eine 
andere Art der Gleichheit, die nicht in der gewöhnlichen friedlichen gesetz- 
mäßigen Entwicklung der Völker selbst erworben wurde. Aber niemand 
verlangt oder erwartet irgend etwas, das über die Gleichheit der Rechte 
hinausginge. Die Menschheit hält jetzt Ausschau nach der Freiheit das
	        
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