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„Das Ende des Krieges ist -der Friede. Deutschland hat uns ein
Friedensangebot, wie es das zu nennen beliebte, gemacht. Es erhielt darauf
von den Regierungen der alliierten Staaten die Antwort, die es verdiente,
die einzige Antwort, die möglich war.
Die meisten von Ihnen haben wohl die Rede Wilsons gelesen, die ge-
stern in den Zeitungen abgedruckt worden ist. Es ist eine offene Sprache,
und es gehört sich, daß jedes Mitglied der Regierungen der Alliierten, das
darüber redet, mit gleicher Offenheit spricht. Es ist unmöglich, daß Wilson
Fragen von demselben Gesichtspunkt aus betrachtet wie‘ wir. Das Haupt
einer großen neutralen Nation muß, was auch immer seine privaten An-
sichten sein mögen — und ich weiß ebenso wenig wie irgend einer von
Ihnen, was für welche er hat — eine neutrale Haltung annehmen. Amerika
befindet sich sehr weit entfernt von den Schrecken dieses Krieges. Wir
befinden uns mitten darin. Amerika ist neutral, wir nicht. Wir glauben,
daß die Hauptfrage in diesem Kriege die ist, die so alt ist als es eine
Zeitrechnung gibt: Der Unterschied zwischen Recht und Unrecht. Wir
glauben und wir wissen, daß dieser Krieg der Krieg unverhüllter Angriffs-
lust ist, daß die Verbrechen in der Kriegführung, die seit‘ Jahrhunderten
der Welt bekannt gewesen sind, klein erscheinen im Vergleich mit dem
Grundverbrechen, die Welt in kaltblütiger Berechnung in einen Krieg zu
stürzen, weil diejenigen, die dafür verantwortlich sind, glaubten, er würde
sich bezahlt machen. Die Rede Wilsons hat zum Ziel, jetzt den Frieden
zu erreichen und für die Zukunft den Frieden zu sichern. Das ist auch
unser Ziel und unser einziges Ziel. Er hofft den Frieden durch einen
Friedensbund zu sichern, und er hat nicht nur für einen solchen Bund ge-
sprochen, sondern er versucht auch, den amerikanischen Senat dazu zu
bringen, diesen Vorschlag nicht für völlig utopisch anzusehen. Sie wissen,
daß das Duell sich fast bis in unsere Tage hinein erhalten hat. Ebenso
wie die Erledigung privater Streitfragen durch das Schwert jetzt undenkbar
ist, so glaube ich, können wir hoffen, daß die Zeit kommen wird, in der
alle Nationen die Rolle spielen werden, die Cromwell als seinen Lebenszweck
bezeichnete: die Rolle des Polizisten, der für die Ruhe in der Gemeinde
sorgt. Die Zeit wird, hoffe ich, kommen. Aber diese ganze Frage ist keine
abstrakte Zukunftsfrage, sondern sie ist eine Frage auf Leben und Tod in
der Gegenwart. .
Bei der Beurteilung der Frage, ob dieses Ergebnis auf dem von Wilson
vorgeschlagenen Wege erreicht werden kann, können wir unmöglich die
Vergangenheit vergessen. Seit Generationen haben menschlich denkende,
gutgesinnte Männer in allen Völkern darnach gestrebt, durch Haager Kon-
ventionen, durch Friedenskonferenzen und auf alle mögliche Weise den
Krieg unmöglich zu machen oder wenigstens die Schrecken des Krieges zu
mildern. Wenn ein Krieg ausbricht, wodurch können diese gegen Barbarei
errichteten Schranken aufrecht erhalten werden? Von den Kriegführenden