Full text: Das Friedensangebot der Mittelmächte.

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von der Botschaft Mitteilung zu machen, die der Herr Präsident der Ver- 
einigten Staaten von Amerika am gleichen Tage an den amerikanischen 
Senat gerichtet hat. Die Kaiserliche Regierung hat von dem Inhalt der 
Botschaft mit der ernsten Aufmerksamkeit Kenntnis genommen, die den 
von hohem Verantwortlichkeitsgefühl getragenen Darlegungen des Herrn 
Präsidenten zukommt. Es gereicht mir zu großer Genugtuung, festzustellen, 
daß die Richtlinien dieser bedeutsamen Kundgebung in weitem Umfang mit 
den Grundsätzen und Wünschen übereinstimmen, zu denen sich Deutschland 
bekennt. Hierzu gehört an erster Stelle das Recht der Selbstbestimmung 
und die Gleichberechtigung aller Nationen. In Anerkennung dieses Prinzips 
würde Deutschland es aufrichtig begrüßen, wenn Völker wie Irland und 
Indien, die sich der Segnungen staatlicher Unabhängigkeit nicht erfreuen, 
aunmehr ihre Freiheit erlangten. Bündnisse, die die Völker in den Wett- 
bewerb um die Macht hineintreiben und sie in ein Netz eigennütziger In- 
trigen verstricken, lehnt auch das deutsche Volk ab. Dagegen ist seine 
freudige Mitarbeit allen Bemühungen gesichert, die auf die Verhütung künf- 
tiger Kriege abzielen. 
Die Freiheit der Meere als Vorbedingung für den freien Bestand und 
den friedlichen Verkehr der Völker hat ebenso wie die offene Tür für den 
Handel aller Nationen stets zu den leitenden Grundsätzen der deutschen 
Politik gehört. Um so tiefer beklagt es die Kaiserliche Regierung, daß das 
friedensfeindliche Verhalten ihrer Gegner es der Welt unmöglich machte, 
schon jetzt die Verwirklichung dieser erhabenen Ziele in Angriff zu nehmen. 
Deutschland und seine Verbündeten waren bereit, alsbald in Friedens- 
verhandlungen einzutreten und hatten als Grundlage die Sicherung des Da- 
seins, der Ehre und der Entwicklungsfreiheit ihrer Völker bezeichnet. Ihre 
Pläne waren, wie sie in der Note vom 12. Dezember 1916 ausdrücklich 
betonten, nicht auf die Zerschmetterung oder Vernichtung der Gegner ge- 
richtet und nach ihrer Ueberzeugung mit den Rechten der anderen Nationen 
wohl vereinbar. Was insbesondere Belgien anlangt, das den Gegenstand 
warmherziger Sympathien in den Vereinigten Staaten bildet, so hatte der 
Reichskanzler wenige Wochen zuvor erklärt, daß eine Einverleibung Bel- 
giens niemals in Deutschlands Absichten gelegen habe. Deutschland wollte 
in dem mit Belgien zu schließenden Frieden lediglich Vorsorge dafür treffen, 
daß dieses Land, mit dem die Kaiserliche Regierung in guten nachbarlichen 
Verhältnissen zu leben wünscht, von dem Gegner nicht zu feindlichen An- 
schlägen ausgenützt werden kann. Solche Vorsorge ist um so dringender 
geboten, als die feindlichen Machthaber in wiederholten Reden und Artikeln 
seit dem Abschluß der Pariser Wirtschaftskonferenz unverhüllt die Absicht 
ausgesprochen haben, Deutschland nach Wiederherstellung des Friedens nicht 
als gleichberechtigt anzuerkennen, vielmehr systematisch weiter zu be- 
kämpfen. | 
An der Eroberungssucht der Gegner, die den Frieden diktieren wollen,
	        
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