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nationale Einheit betrogen, die Türkei aus Europa verdrängt und in Asien
zerschlagen werden. Die Vernichtungsabsichten unserer Gegner können nicht
stärker ausgedrückt werden.
Zum Kampf aufs Letzte sind wir herausgefordert. Wir nehmen die
Herausforderung an. Wir setzen alles ein und wir werden siegen.
Durch diese Entwicklung der Dinge ist die Entscheidung über die
Führung des U-Boot-Krieges in ihr letztes und aktuelles Stadium gedrängt
worden.
Die Frage des U-Boot-Krieges hat uns, wie die Herren sich erinnern
werden, gemeinsam in diesem Ausschuß dreimal beschäftigt, im März, im
Mai und im September vorigen Jahres. Ich habe jedesmal den Herren in
eingehenden Darlegungen das Für und Wider der Frage vorgetragen. Ich
habe mit Nachdruck darauf hingewiesen, da ich jedesmal pro tempore sprach
nicht als grundsätzlicher Anhänger oder grundsätzlicher Gegner der uneinge-
schränkten Anwendung der U-Boote, sondern in Erwägung der militärischen
politischen und wirtschaftlichen Gesamtsituation, immer von der Prüfung
der Frage ausgehend: bringt uns der uneingeschränkte U-Bootkrieg dem
siegreichen Frieden näher oder nicht? Jedes Mittel, sagte ich im März, das
den Krieg abzukürzen geeignet ist, ist das allerhumanste. Auch das rück-
sichtsloseste Mittel, das uns zum Siege und zum Frieden führt, sagte ich
damals, muß angewendet werden.“
Der Reichskanzler führte dann weiter aus, weshalb er ım
März und im Mai des vergangenen Jahres gegen den uneinge-
schränkten U-Boot-Krieg gewesen sei und weshalb die Frage auch
im September nach dem übereinstimmenden Urteil der politischen
und der militärischen Leitung nicht spruchreif war.
Er kam in diesem Zusammenhang auf seine frühere Erklärung
zurück: „Sobald ich in Uebereinstimmung mit der obersten
Heeresleitung zu der Ueberzeugung komme, daß uns der rück-
sichtslose U-Boot-Krieg dem siegreichen Frieden nähert, dann
wird der U-Boot-Krieg gemacht werden.“
„Dieser Zeitpunkt,“ fuhr er fort, „ist jetzt gekommen. Im vorigen
Herbst war die Zeit noch nicht reif. Aber heute ist der Augenblick ge-
kommen, wo wir mit der größten Aussicht auf Erfolg das Unternehmen
wagen können. Einen späteren Zeitpunkt dürfen wir also auch nicht ab-
warten. Was hat sich geändert? Schon das wichtigste, die Zahl unserer
U-Boote hat sich gegen das Vorjahr sehr wesentlich erhöht. Damit ist eine
feste Grundlage für den Erfolg geschaffen.
Dann der zweite mit ausschlaggebende Punkt: Die schlechte Welt-
getreideernte. Sie stellt schon jetzt England, Frankreich und Italien vor