Full text: Das Friedensangebot der Mittelmächte.

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in Konflikt gekommen war, nicht ein einziger aber einen wahren 
Kriegsgrund hatte. Mit dem Fanatismus eines Abergläubischen 
riß England Italien an seine Seite, das bis dahin mit Deutschland 
in Freundschaft gelebt hatte und mit Deutschland und Oesterreich 
durch einen Bundesvertrag verknüpft war, mit dem gleichen Fa- 
natismus zog es Japan heran, dessen Interessen sich vordem mit 
den deutsehen nie und nirgends kreuzten, in der gleichen entfessel- 
ten Wut wurde Portugal herbeigeholt, mit dem Deutschland nie 
in Streite war, und es geschah dies noch dazu zu einer Zeit, als 
deutsche Kolonialpolitik zum Stillstand verurteilt war, als der por- 
tugiesische Kolonialbesitz in Afrika sich nur noch als ein Gegen- 
stand englischer Machterweiterungsgelüste darbot, in gleichem 
Geist unterstützte es Rußland in der Vergewaltigung Rumäniens 
und in der Verleitung dieses kleinen Landes zum Bundesbruch an 
Oesterreich; die Krone der würgenden Wut aber setzte sich Eng- 
land aufs Haupt in den unerhörten Gewaltmaßregeln, die es gegen 
das weit ab von Deutschlands Interessenstraße liegende Griechen- 
land beging. So sehr hat England die nie bedrohten, nie ge- 
schädigten kleinen Staaten geschützt, daß es dieselben in einen 
Krieg hineinschleifte, der von England hätte vermieden werden 
können und der um so eher ein für alle erträgliches Ende ge- 
nommen hätte, je weniger England um die Ausdehnung seiner 
Dauer und seines Schauplatzes sich bemüht hätte. Hätte Eng- 
land nur seine eigene ganze Kraft eingesetzt, um Deutschland als 
den angeblichen Schädiger der Kleinen mit Hilfe Frankreichs und 
Rußlands niederzuringen, wer hätte ihm den Irrtum in seiner Don- 
quixoterei weiter nachgerechnet? England wäre noch schön vor 
sich selbst dagestanden und vor seinen Gläubigen, wenn auch sein 
Motiv ein Irrtum, eine Selbsttäuschung war, daß aber England 
gerade diejenigen, die es zu schützen vorgibt, ohne daß auch nur 
der geringste Anlaß im Interesse dieser kleinen Länder zu finden 
wäre, an sich reißt, vorschiebt und in den Krieg treibt, das ist 
eine Umwertung aller Werte, wie sie selbst in der Geschichte 
Roms unerhört ist und ein Analogon nur in den Kriegen Napo-
	        
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