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die Vergangenheit, in denen die Zentralmächte als die „Angreifer“
gestempelt werden und höhnt, daß diese, „nachdem sie geglaubt
hatten, ihr Ziel in zwei Monaten zu erreichen, heute feststellen
müssen, daß sie es niemals erreichen werden“. Auf diese Fle-
gelei ist die richtige und würdige Antwort in der deutschen Note
an die Neutralen gegeben worden: „Deutschland und seine Ver-
bündeten, die zur Verteidigung ihrer Freibeit und ihres Daseins
zu den Waffen greifen mußten, betrachten dieses Kriegsziel als
erreicht. Dagegen haben die feindlichen Mächte sich immer weiter
von der Verwirklichung ihrer Pläne entfernt.“ Wie man über
das erreichte deutsche Kriegsziel im einzelnen denken mag, wie
man sich insbesondere mit den noch nicht zurückgewonnenen Ko-
lonien dabei abfindet, ist in diesem Augenblick und für die Formel
des erreichten Kriegszieles völlig gleichgültig. Wir haben unser
Kriegsziel erreicht, heißt hier: „Wir sind nur auf Verteidigung
nicht auf Eroberung ausgezogen, diese Verteidigung ist uns mehr
als gelungen, denn was uns von dem unsrigen noch fehlt, dafür
haben wir Werte in Händen.“ So gedacht, ist es die Wahrheit,
daß wir unser Kriegsziel erreicht haben. Der Hohn, wir müßten
heute feststellen, daß wir unser Kriegsziel niemals erreichen wer-
den, ist an uns völlig abgeglitten und wäre leicht zurückzugeben.
Freilich das Kriegsziel, welches uns von England systematisch an-
gedichtet wird, die Herrschaft über Europa, womit die Kleinen
geschreckt werden sollen, das werden wir nie erreichen, denn das
ist nicht unser sondern Englands Kriegsziel, auf welches später
noch einzugehen sein wird.
Daß England mit unserer Auffassung der Kriegskarte nicht
einverstanden ist, darf nicht befremden. Aber befremdend ist auf
den ersten Blick der Vorwurf der Gehaltlosigkeit der deutschen
Note. Auch hier jagt die wütende Phantasie über das Gegebene
hinaus und sucht blind nach einem Gehalt, der nicht zu suchen
ist. Die Sache lag ja so einfach. Die Mittelmächte erboten sich,
in Verhandlungen einzutreten, nicht weniger und nicht mehr. Daß
hinter diesem Erbieten „gehaltvolle* und vorbereitete Vorschläge