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Senat, in der Wılson den tiefen Ernst seines Friedenswillens
durch ein positives Friedensprogramm glaubhaft zu machen sich
bestrebte.
Dieses Friedensprogramm wich nun durch die Forderung der
Freiheit der Meere und einige andere Formulierungen edler Ziele
von dem, was der Zehnverband will, so erheblich ab, daß ihm
von diesem sogleich deutlich zu verstehen gegeben wurde, er
möchte doch lieber seine störenden Friedensrufe einstellen und
sich öffentlich als Parteigänger des Zehnverbandes kundgeben.
Hier schon zeigte sich nun, daß das Band, welches die ameri-
kanische Union mit England verknüpft, ein seltsam geschlungenes
Verhältnis gegenseitiger Abhängigkeit ist, so seltsam und fest,
daß es die Freiheit des Präsidenten als Friedensagent in ein
zweifelhaftes Licht vor aller Welt ziehen mußte. Es scheint nun-
mehr, daß die Politik Amerikas eine von Englands Stellung und
und Willen völlig abhängige ist.
England will sein Schlächterprogramm am Bunde der Mittel-
mächte mit seinen und mehr noch mit seiner Allierten Waffen
durchführen, Amerika soll es darin nicht nur nicht stören, son-
dern — nach wie vor — unterstützen. Englands Antworten sind
in ihrem letzten Sinn ein Aufruf an alle Neutralen um Waffenhilfe.
Es verhüllt zwar diese Absicht durch ein äußerst renomistisches
Anpreisen seiner eigenen Macht, aber es läßt doch sein Hilfebe-
dürfnis überall durchblitzen und es formuliert den Hilferuf als ein
Humanitätsprogramm, durch welches den Neutralen eine herrliche
Zukunft der Freiheit unter dem „Schutz“ der englischen Flotte
vorgegaukelt wird, wenn nur erst einmal sein Zerstörungsprogramm
an den Mittelmächten und. seine Eroberungspläne am türkischen
Reiche in Sicherheit gebracht sein würden.
Es frug sich nun zunächst angesichts dieser englischen er-
neuten und offenen Herausforderung an den Bund der Zentral-
mächte, wie sich diese selbst zu der kundgegebenen Absicht ihrer
Vernichtung verhalten würden und alsdann um das Verhalten der
Neutralen.