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sichtige ich noch einen verstärkten Druck zu üben, und zwar
von Frankfurt aus.“
Oetker fragte, ob es Bismarck nicht ratsam erscheine, daß
Preußen wieder in Kassel diplomatisch vertreten werde. Seines
Erachtens sei dies von großer Bedeutung, vielleicht empfehle
es sich, wenigstens einen gewandten, außerordentlichen Bevoll-
mächtigten zu senden, mit welchem er (Oetker) stete Fühlung
zu behalten wünsche.
Bismarck: „Die Abneigung des Königs gegen die Ent-
sendung eines eigentlichen Gesandten steht noch im Wege; aber
eine besondere Sendung wird sich machen lassen. Graf Eulen-
burg ist dazu ganz der Mann; kurz nach oder vor Eröffnung
der Stände wird sich ein passender Zeitpunkt dafür ergeben.“
HOitker war derselben Meinung und brachte nun einige
schwebende Fragen der inneren Politik zur Sprache.
Bismarck: „Ich verspreche Ihnen, nach Kräften dahin zu
wirken, daß überall dem Rechte gemäß mit Bereitwilligkeit
und Ehrlichkeit gehandelt wird. Die Einzelheiten verstehe
ich natürlich nicht; aber ich finde, Sie sind ein besonnener
Mann; erfüllen Sie den Bundesbeschluß und im übrigen
handeln Sie nach bestem Ermessen. Graf Eulenburg soll sich
sofort mit Ihnen in vertrauliche Verbindung setzen; tun Sie
nur das Ihrige; er wird schon das seinige tun! Zitelmann?)
wird Ihnen noch eine besondere Adresse geben.“
Paris, den 2. November 1862.
Unterredung mit dem Grafen Seher Thosz,
betreffend Bismarcks Programm, das Ver-
hältnis Ungarns zu Oesterreich, Napolcons
Politik.“)
Am 31. Oktober 1862 hatte der ekilierte ungarische
Graf Seher Thosz an Bieomarck ein Schreiben gerichtet, worin
*) Bismarcks Hilfsarbeiter im Staateminist. für Preßsachen.
**#) Nach Seher Thosz Bericht in der „Deutschen Rund-
schau“. Bd. XXVIII S. 63.