Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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er sagte, wenn es wahr sei, was man von Bismarck erzähle, 
daß er ein Feind von Oesterreich sei, dieses mit Krieg über- 
ziehen wolle, wenn ferner er nicht blos ein preußischer Felix 
Schwarzenberg, sondern ein deutscher Cavour zu sein gedenke, 
dann könne er auf die redliche und nützliche Mitwirkung 
Ungarns rechnen. Für diesen Fall stelle er sich Bismarck zur 
Verfügung, behufs Einleitung der weiteren Schritte mit den 
maßgebenden Personen unter seinen ungarischen Landsleuten. 
Am zweiten Tage nach der Abgabe des Briefes wurde 
Seher Thosz früh 5 Uhr aus dem Schlafe geweckt, durch einen 
Leibjäger, der sich sehr ängstlich vergewisserte, ob derselbe 
auch wirklich derjenige wäre, den er suche. Er sagte dann, daß 
der preußische Ministerpräsident ihn ersuchen lasse, um 8 Uhr 
früh bei ihm zu erscheinen. 
Bismarck: „Entschuldigen Sie, daß ich Sie im Schlafrock 
empfange, ich bin jedoch erst um 4 Uhr früh von dem Feste 
zurückgekehrt, zu dem mich der Kaiser Napoleon nach St. Cloud 
geladen hat. Ich bedaure auch, daß ich Sie zu so früher 
Stunde habe zu mir bitten müssen, ich bin aber durch die zärt- 
liche Fürsorge Metternich's') von Spionen umgeben, wünsche 
aber, daß Sie von diesen nicht bemerkt werden.“ 
Bismarck ließ sich nun von dem Grafen die Zustände 
Ungarns und die hervorragendsten Persönlichkeiten der Emi- 
gration und des Landes schildern. Auf die Frage, auf welche 
Art der Graf zu so genauer Kenntnis der Verhältnisse sowohl 
bei Hofe als in der Administration und im Heere käme, 
setzte derselbe Bismarck auseinander, daß sich dies einerseits 
daraus erkläre, daß ein großer Teil der ungarischen Emigrierten 
den obersten Klassen der Gesellschaft angehöre, die sowohl bei 
Hofe wie auch im Heere Verwandte und gute Freunde hätten, 
und andererseits daraus, daß die patriotisch gesinnten Männer 
im Lande jede Gelegenheit benutzten, um dieselben von den 
*) Fürst Metternich, der österreichische Botschafter in Paris.
	        
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