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dortigen Vorgängen auf dem Laufenden zu erhalten.
Bismarck kam nun zu dem Punkt, um deswillen Graf
Seher Thosz um eine Audienz gebeten hatte. „Ihre Vor—
aussetzungen sind richtig. Ich habe mir zum Ziele gesetzt, die
Schmach von Olmütz zu rächen, dieses Oesterreich nieder-
zuwerfen, das uns auf das Unwürdigste behandelt, uns zu
seinem Vasallen erniedrigen möchte. Ich will Preußen auf-
richten, ihm die Stellung in Deutschland schaffen, die ihm
als rein deutschem Staate gebührt. Ich verkenne nicht den
Wert, den die Hilfe Ungarns für uns haben kann, und ich
weiß, daß die Ungarn nicht Revolutionäre sind in dem ge-
wöhnlichen Sinne des Wortes. Uebrigens hat ja schon der
große Fritz mit unzufriedenen ungarischen Magnaten wegen
eines Bündnisses unterhandelt. Wenn wir siegen, so wird
auch Ungarn frei werden. Verlassen Sie sich darauf.“
Graf Seher Thosz erlaubte sich die Frage, wie Bismarck
sich die Neutralität Frankreichs werde sichern können, welches
jedenfalls Gebietsabtrennungen verlangen werde.
Bismarck: „Darüber habe ich keine Sorge mehr. Ich
habe heute Nacht zwei Stunden mit dem Kaiser konferiert
und die Zusage unbedingter Neutralität von ihm erhalten.
Er sprach mir allerdings von einer kleinen Grenzberichtigung,
wie er es nannte, er wollte das Saarbrückener Kohlenbecken
haben. Ich erklärte ihm aber rund heraus, daß wir nicht
ein einziges Dorf hergeben, denn wenn ich es selbst wollte,
so würde mein König nie darein willigen. Darauf gab der
Kaiser die Zusage. Er hält uns aber für schwach, oder über-
schätzt die Oesterreicher; er warnte mich mehrere Male. Als
er mich trotz seiner Warnung guten Mutes sah, sagte er: „Tun
Sie, was Sie nicht lassen können.“ — Senden Sie mir
von Zeit zu Zeit Berichte über den Gang der Dinge und über
die Verhältnisse in Ungarn, richten Sie dieselben aber so ein,
daß ich sie dem Könige vorlegen kann. Hier ist ein braver