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ihn den ebenso dringenden als berechtigten Wünschen unserer
Bevölkerung zuwidergehandelt haben. Wir verkennen nicht
die Schwierigkeiten für Oesterreich, uns schon jetzt auf diesen
Bahnen der Handelspolitik zu folgen, aber wir können un-
möglich zugeben, daß dieser Umstand ein Hindernis sei für
unsere freundschaftliche Verständigung mit der kaiserlichen Re-
gierung auf anderen Gebieten und für andere Zwecke.“
Berlin, April 1863.
Unterredung mit dem kal. sächsischen Ge-
sandten in Berlin, Grafen Hohenthal, be-
treffend die preußisch-russische Konvention
zur Unterdrückung des volnischen Aufstan-
des, die Eventualität eines russisch-franzö-
sischen Bündnisses.“)
Bismarck: „Kaiser Alexander II. ist Anfang Februar im
Begriff gewesen, dem Drängen des Großfürsten Konstantin und
Gortschakows nachgebend, ein Bündnis mit Frankreich auf
Grundlage der Unabhängigkeit Polens einzugehen. Um dies zu
verhindern, hat Preußen sich beeilt, die Konvention abzu-
schließen.“ Bismarck entwarf sodann ein Bild von den Gefahren,
denen Deutschland ausgesetzt sein würde, wenn jene feindliche
Strömung in St. Petersburg wieder die Oberhand gewinnen
würde. „Einem französisch-russischen Bündnisse würde Italien
sofort beitreten und Oesterreich durch diese Tripleallianz in
Verbindung mit der Revolution in Ungarn und seinen süd-
slavischen Ländern vollständig in Schach gehalten werden,
so daß die ganze Macht Frankreichs für eine Rheincampagne
disponibel bliebe. Wer kann sagen, ob das südwestliche
Deutschland in solchem Falle in Genossenschaft mit Preußen
*) Nach einem Bericht des Grafen Hohenthal vom 5. Mai
1863, Paul Hassel, König Albert von Sachsen, Bd. II S. 134.