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bemerkte Klobukowski, daß dies angesichts eines völligen
Mangels an Vertrauen seitens der polnischen Bevölkerung
Preußen gegenüber ganz ausgeschlossen sei.
Bismarck in seiner diplomatischen Schlagfertigkeit gab
zu, daß diese Bemerkung richtig sei, schlug aber nebenbei eine
andere Kombination vor. „Meiner Meinung nach, wäre es
möglich, die russische Regierung zu veranlassen, ihre Armee aus
einem Teile des aufständischen Terrains, zum Beispiel aus
dem Plockger Gouvernement probeweise zurückzuziehen, um
sich von der Regierungsweise der Polen zu überzeugen —
unter der Bedingung jedoch, daß dieser Landesbruchteil zu
keinem Brennpunkte der Aufstandsorganisation wird. Ich
halte es für möglich, beim Kaiser Alexander II. den Verfas-
sungszustand vom Jahre 1815 für das Königreich Polen
mit dem Landsmannstatthalter Fürsten Radziwill zu erlangen.“
Nach einer Reihe verschiedenartiger Vorstellungen kam er hart-
näckig immer wieder darauf zurück, daß die Nationalregierung
die preußische Hilfe anrufe.
Klobukowski antwortete, daß er weder dem Fürsten
Czartoryski, noch irgend einem anderen Polen eine derartige
Proposition ernstlich machen dürfe, da jeder Pole von der
Ansicht durchdrungen sei, daß die Okkupation Russisch-Polens
durch die Preußen der vollständigen Entsagung zugunsten
Preußens gleichkäme.
Berlin, Mitte Mai 1863.
Unterredung mit dem Abgeordneten Rei-
chensperger, betreffend die allgemeine po-
litische Situation.“)
Reichensperger riet vor allem zu einem Einver-
nehmen mit Oesterreich und dem übrigen Deutschland. Bis-
*) August Reichensperger von Ludwig Pastor, Bd. I S. 461.