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mir. Dieser verdammte Kerl, der Beust, hat gestern immerzu
mit mir verhandelt. Als er mich nicht überreden konnte, da
hat er versucht, mich mit Biertrinken zu zwingen. Aber da
kam er an den Rechten, da bin ich ihm doch noch über.“
Nur mit großer Mühe gelang es Bismarck, die Unter-
schrift des Königs zu der Antwort zu extrahieren, er gehe auf
keinen Fall zum Fürstentag nach Frankfurt a. M.
Bismarck erzählte: „Ich habe dem König gesagt, wenn
er nach Frankfurt gehe und befehle, daß ich ihn begleite, dann
will ich wohl als sein Schreiber mitgehen, aber nicht als sein
Ministerpräsident. Aber den preußischen Grund und Boden
betrete ich dann nicht wieder, denn ich muß mich dann des
Landesverrates schuldig wissen, so sicher sei ich, daß der Schritt
zu Preußens Verderben führe.“ Darauf habe der König die
abschlägige Antwort unterschrieben.
Mit diesem Bescheide ging Bismarck noch abends um
11 Uhr in das Hotel des Königs von Sachsen und brachte
diesem das Schreiben, dessen Inhalt er Beust mitteilte. Letz-
terer sagte zu Bismarck, er werde sofort den Ertrazug für den
anderen Morgen abbestellen, denn der König Johann sei
nicht willens, ohne König Wilhelm nach Frankfurt zurückzu-
kehren und werde nun den anderen Tag versuchen, ihn zu
bereden. .
Daraufhin erklärte Bismarck mit voller Entschiedenheit:
„Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß, wenn morgen früh
6 Uhr der Extrazug mit dem König Johann nicht abgefahren
ist, dann ist um 8 Uhr ein Bataillon Preußen aus Rastatt
in Baden, und ehe mein König aus dem Bett aufsteht, ist
sein Haus durch Truppen besetzt, die keinen anderen Auftrag
haben, als keinen Sachsen mehr hereinzulassen.“
Beust erwiderte, Preußen habe nicht das Recht, Truppen