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ein Eroberungskrieg notwendig. Dieser aber bringt grok##
Gefahren, wenn Preußen die Großmächte gegen sich hat.
Ein Bündnis mit England und Rußland gegen Oesterreich
und Frankreich ist wünschenswert, nicht dagegen das Streben
nach deutscher Popularität. Dieses Phantom hat Preußen
unter Friedrich Wilhelm IV. um seine Großmachtstellung ge-
bracht, folglich müssen wir jetzt eine selbstständige Großmacht-
politik treiben, also Deutschland den Rücken kehren und uns
nicht vom Londoner Protokoll lossagen, sondern — wie das
der mit Oesterreich am Bunde gestellte Antrag auf Pfand-
nahme Schleswigs erstrebt — die freundlichen Beziehungen
zu den Großmächten aufrechthalten. Trotz der gegenwärtigen
Begeisterung in den Herzogtümern ist die Mehrheit der Be-
völkerung lieber mit Dänemark durch Personalunion ver-
bunden als davon getrennt, deshalb möge man die für die Rück-
nahme der Novemberverfassung bis zum 1. Jänner gesetzte Frist
vorläufig verlängern. Preußen tut gut, den Uebermut der
Mittelstaaten zu brechen; wenn diese erst mit Frankreich ver-
bündet sind, wird Preußen durch den Kampf mit ihnen zum
Bündnis mit England und Rußland gelangen; dieser Kampf
würde zugleich ein Kampf gegen die Demokratie, mithin äußerst
günstig für Preußen sein.“
Berlin, den 3. Januar 1864.
Bemerkungen im Minister-Konseil, betref-
fend die dänische Streitsache.“)
Bei der Fortsetzung des Minister-Konseils sprach sich
König Wilhelm über das Einrücken der preußischen Truppen
in Schleswig aus und verlangte entschieden, daß die Soldaten
Demonstrationen zu Gunsten des Herzogs Friedrich in Schles-
——
*) Nach der in der vorigen Note erwähnten Quelle.