Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Berlin, den 9. Februar 1864. 
Unterredung mit den Kieler Professoren 
Forchhammer und Behm in der schleswig- 
holsteinischen Frage.“") 
Bismarck empfing eine Deputation der Universität Kiel, 
gebildet durch die Prosessoren Forchhammer und Behm, welche 
gekommen waren, um ihm den Glauben beizubringen, daß 
Dänemark sowohl wie die Herzogtümer auf die Personal- 
Unionspläne niemals eingehen könnten, daß man aber die 
nördliche Hälfte Schleswigs den Dänen überlassen müsse und 
dafür Lauenburg als Aequivalent nehmen könne. 
Bismarck sprach sich scharf aus über die Verbindung 
des Herzogs von Augustenburg mit dem Nationalverein, 
über die Proklamationen, die für wenige Taler ins Werk 
gesetzt würden. „Was hat denn Preußen davon, für einen 
Mittelstaat die Gefahr eines europäischen Krieges zu laufen. 
Der Anspruch des Herzogs ist zudem höchst zweifelhaft. Für 
meine Person halte ich die russischen Ansprüche für in erster 
Linie begründet; Rußland wird aber jedenfalls zu Gunsten 
des Großherzoges von Oldenburg verzichten und dieser den 
Schleswig-Holsteinern Eutin zubringen. Tritt die olden- 
burgische Linie in den Besitz von Schleswig-Holstein, so wird 
das Aequivalent, das Rußland einst für den gottorpschen An- 
teil von Schleswig und Holstein erhalten hat, frei. Olden- 
burg und Delmenhorst würden damit an den Herzog von 
Augustenburg fallen, der nach der Gottorper Linie rangiert.“ 
Die beiden Professoren ließen sich von dem Vorzug der 
Kandidatur des Großherzogs von Oldenburg nicht überzeugen; 
sie erwiderten, daß die Bevölkerung Schleswig-Holsteins von 
Herzog Friedrich nicht lassen werde. 
*) Karl Samwer, a. a. O. 252 und Bernhardi, Tage- 
buchblätter Bd. VI S. 7.
	        
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