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Berlin, den 9. Februar 1864.
Unterredung mit den Kieler Professoren
Forchhammer und Behm in der schleswig-
holsteinischen Frage.“")
Bismarck empfing eine Deputation der Universität Kiel,
gebildet durch die Prosessoren Forchhammer und Behm, welche
gekommen waren, um ihm den Glauben beizubringen, daß
Dänemark sowohl wie die Herzogtümer auf die Personal-
Unionspläne niemals eingehen könnten, daß man aber die
nördliche Hälfte Schleswigs den Dänen überlassen müsse und
dafür Lauenburg als Aequivalent nehmen könne.
Bismarck sprach sich scharf aus über die Verbindung
des Herzogs von Augustenburg mit dem Nationalverein,
über die Proklamationen, die für wenige Taler ins Werk
gesetzt würden. „Was hat denn Preußen davon, für einen
Mittelstaat die Gefahr eines europäischen Krieges zu laufen.
Der Anspruch des Herzogs ist zudem höchst zweifelhaft. Für
meine Person halte ich die russischen Ansprüche für in erster
Linie begründet; Rußland wird aber jedenfalls zu Gunsten
des Großherzoges von Oldenburg verzichten und dieser den
Schleswig-Holsteinern Eutin zubringen. Tritt die olden-
burgische Linie in den Besitz von Schleswig-Holstein, so wird
das Aequivalent, das Rußland einst für den gottorpschen An-
teil von Schleswig und Holstein erhalten hat, frei. Olden-
burg und Delmenhorst würden damit an den Herzog von
Augustenburg fallen, der nach der Gottorper Linie rangiert.“
Die beiden Professoren ließen sich von dem Vorzug der
Kandidatur des Großherzogs von Oldenburg nicht überzeugen;
sie erwiderten, daß die Bevölkerung Schleswig-Holsteins von
Herzog Friedrich nicht lassen werde.
*) Karl Samwer, a. a. O. 252 und Bernhardi, Tage-
buchblätter Bd. VI S. 7.