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Berlin, den 18. Februar 1864.
Unterredung mit einer schleswigischen De-
putation Graf Baudißin und v. Ahlefeldt,
betr. die schleswig-holsteinische Frage.“)
Bismarck betonte die Schwierigkeit der europäischen Lage.
„Nur die Allianz mit Oesterreich hält England noch von einer
Intervention ab, und Oesterreich will von Nationalitäts-
fragen nichts wissen. Wenn man eine dynastische Trennung
will, muß man sich mit Holstein und Lauenburg begnügen,
dann aber ist Schleswig auf immer für Deutschland verloren.
Der König hat die lebhaftesten Sympathien für den Herzog,
aber die Schwierigkeiten der europäischen Lage verhindern ihn,
denselben offenen Ausdruck zu geben.“
Bismarck sprach dann sehr eingehend und freundlich über
den Herzog und beklagte nur, daß derselbe nicht besser um-
Heben sei.“)
1864 erklärte der erstere, bestimmt zu wissen, daß sich Bismarck
ganz kürzlich in einer Unterredung mit einem Bekannten, wo
er sich gehen ließ, über seine Politik dahin ausgesprochen habe:
„die Erledigung der Schleswig-Holsteinischen Sache möglichst hin-
halten bis zu einer demnächstigen europäischen Verwicklung, um
die Herzogtümer als Aequivalent für andere Konzessionen für
Preußen zu gewinnen. Ist dies nicht möglich, dann Personal=
union, weil diese unhaltbar und die Herzogtümer dann leichter
bei einer günstigeren Gelegenheit für Preußen zu gewinnen sind.“
*) Bernhardi, Tagebuchblätter, Bd. VI S. 7.
*)) Ende Februar 1864 soll sich Bismarck dahin ausg:-
sprochen haben: Der Herzog von Augustenburg habe sich Ko-
burg-Deutschland in die Arme geworfen. Es sei gegen das preu-
ßische Interesse, einen neuen Mittelstaat zu errichten, der sich,
welche Versprechungen er auch geben möge, durch den Bund aus
seinen Verpflichtungen gegen Preußen herauswickeln und gemein-