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den Feldzug mitzumachen? Erst später hat er Zugeständnisse
angeboten und durch einen Unterhändler Verhandlungen an-
geknüpft, nur um sie alsbald wieder fallen zu lassen. Preußen
konnte unmöglich mit der ersten demokratischen Welle gehen.
Hätten wir dies getan: die Dinge wären ebenso gegangen wie
1848. Wir würden sehr bald isoliert gewesen sein und
alle Mächte gegen uns gehabt haben, bis auf die Bundes-
genossenschaft der Mittel- und Kleinstaaten, deren Hülfe sich
für die erste Zeit nicht auf höher als etwa 40 000 Mann an-
schlagen läßt. Wir wären dann wieder, wie 1850, genötigt
gewesen, einen großen Ansatz mit einer Niederlage zu beenden.
An dem Herzog ist es, die Initiative zu ergreifen. Da der
Kronprinz demselben befreundet ist, liegt der Gedanke nahe, daß
dieser ihm eine Andeutung über jene konservativen Garantien als
unerläßliche Bedingung der Anerkennung macht. Uebernehmen
Sie es, den Kronprinzen zu einer Mitteilung dieses Inhaltes
an den Herzog zu veranlassen.“ Schließlich brachte Bismarck
die Annexionsfrage zur Sprache. Er glaubte annehmen zu
dürfen, daß die Ansicht des Kronprinzen entschieden gegen
dieselbe sei und fragte nach Dunkers Auffassung darüber.
Dieser glaubte nicht besser darauf antworten zu können als
durch die Verlesung einer völlig objektiv gehaltenen Exposition
für den Kronprinzen, die er zu sich gesteckt hatte. Der theore-
tische Charakter derselben stach stark von dem Ideengange
Bismarcks ab. Von jener konservativen Garantie enthielt
der Dunkersche Aufsatz nichts, während er andererseits viel
stärkere Zumutungen an den Herzog stellte. Dem gegenüber
ging Bismarck deutlicher mit der Sprache heraus. „Eine
Stellung, wie Sie sie dem Herzog Friedrich zudenken, unter-
scheidet sich nicht wesentlich von der eines Zivilstatthalters und
dürfte dem Herzog wohl bald sehr unbequem werden, während
das mit einem so weit gehenden Vertrage von Preußen auf-
gestellte Beispiel der Unierung überall nur abschreckend wirken