Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 113 — 
Kabinett, nachdem es die Personalunion auf das hartnäckigste 
festgehalten, setzt nunmehr alles daran, Preußen zu überbieten, 
nicht nur in deutscher, sondern auch in Augustenburgischer 
Richtung. Der Zweck dieses Vorgehens ist klar. Man will 
Preußen dadurch nicht nur den Dank Deutschlands entwinden, 
sondern hofft auch dadurch zu erlangen, daß zwischen dem 
neuen Herzogtum Schleswig-Holstein und Preußen kein engeres 
Band eintrete als das des deutschen Bundes. Dieses täglich 
deutlicher hervrortretende Manöver macht eine schleunige Re- 
gulierung des Verhältnisses zwischen Preußen und dem Erb- 
prinzen von Augustenburg notwendig. 
Ich bin dafür, der Kronprinz möge durch ein vertrau- 
liches Schreiben den Erbprinzen auffordern, dem Könige 
in den nächsten Tagen einen Besuch zu machen. Es würde er- 
wünscht sein, wenn dem Erbprinzen dabei angedeutet würde, 
daß dieser Besuch aus seinem eigenen Antrieb hervorgegangen 
erscheinen müsse, daß er sich zu dieser Reise auf Grund der 
Nachrichten entschlossen habe, die ihm über den Stand der 
Dinge aus London zugegangen oder auf Grund der durch die 
ganze Presse laufenden Nachrichten über die veränderte Stel- 
lung, welche Preußen und Oesterreich gegenwärtig seinen An- 
sprüchen gegenüber eingenommen. Der Kronprinz wird das 
bezügliche Schreiben am besten dem Baron von Richthofen 
in Hamburg zugehen lassen mit der Weisung, dasselbe durch 
einen Diener nach Kiel hinüber zu senden. 
Es liegt im Interesse der preußischen Politik, daß der 
Schritt des Herzogs als aus dessen Initiative hervorgegangen 
erscheint, daß wir in Wien erklären können, der Erbprinz 
habe Se. Majestät von sich aus aufgesucht, und daß der Zweck 
dieses Besuches die Besprechung der zukünftigen innern Politik 
in den Herzogtümern sei. Die Verhandlung über diese hat 
Oesterreich ausdrücklich von Preußen verlangt.“ 
Im weiteren Verlaufe gab Bismarck dem Mißtrauen 
Ausdruck, der Herzog beabsichtige seine Sache nunmehr auf 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band l. 8
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.