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Karlsbad, 2. Juli 1864.
Unterredung mit dem Stettiuer Polizei-
präsidenten von Warnstedt, betreffend die
schleswig-holsteinische Frage.-)
Als Herr v. Warnstedt, auf Anregung Moritz v. Blan-
kenburg's mit einem Auftrage des Herzogs von Augustenburg
zu Verhandlungen versehen, Bismarck in Karlsbad sprach,
wurde er sehr ungnädig ausgenommen: Bismarck sagte, er lasse
sich auf weitere Verhandlungen mit dem Herzog nicht ein,
und wundere sich nur, daß Warnstedt von seinem Minister
immer wieder Urlaub bekomme.
Karlsbad, Mitte Juli 1864.
Unterredung mit dem Obergerichtsrat Gra-
fen Ad. Baudissin, betreffend vie schleswig-
holsteinische Frage. )
Bismarck: „Es wäre töricht an Verträge mit dem Herzog
von Augustenburg zu denken. Was Preußen haben will,
kann es ebenso leicht ohne Verträge bekommen; es bleibt mit
seinen Truppen in Schleswig, bis man ihm bewilligt hat,
was es fordert. Preußen will aber maritime Vorteile. Der
Herzog hat so wenig guten Willen gezeigt, auf meine Wünsche
einzugehen, daß es notwendig gewesen ist, die Oldenburger
Kandidatur aufzustellen. Es versteht sich, daß der Olden-
*) Henrici in der „Deutschen Revue“ Juliheft 1896 S. 38
Samwer a. a. O. S. 388.
**) Nach einer Aufzeichnung Baudissins bei Samwer a. a.
O. S. 372. Nach derselben Quelle (ef. S. 388) soll Bismarck
im Sommer 1864 zu Rudolf Schleiden gesagt haben, ein drei-
zehnjähriges Studium habe ihn überzeugt, daß Schleswig, Pinne-
berg und Rantzau die dänische Erbfolge hätten, der Nest von
Holstein aber unter neun Prinzen zu teilen sei — so würde er
als Kammergerichtsrat sprechen.